Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 86
(PDF, 134 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0093
nesisehen Tisch niedersetzte. Molly ist nicht gerade ein reinrassig
irisches Mädchen zu nennen, aber sie begriff den Wert der männlichen
Schöpfung mit fabelhaftem Feingefühl

Ich entdeckte sie vor 5 Jahren und brachte sie in mein Haus, um
sie mir nach meinem Sinn zu erziehen. Thomas, der Diener, der dies
damals bezeugen konnte, behauptete, daß das Mädchen die Gewohnheit habe,
vom Tischtuch zu essen und daß zahlose Ellen um ihre Zunge gewunden
seien, wodurch uns erschwert wäre, nur ein Wort ihres keltischen Dialektes
zu verstehen. Ich lehrte sie ohne Verzug Französisch, welche
Sprache sie mit einem reizenden irischen Akzent und erhabener Gleichgültigkeit
in Bezug auf das Geschlecht, ob männlich, weiblich oder sächlich
, beherrscht.

Thomas lehrte sie Getränke zubereiten und prägte ihr jede Kleinigkeit
in die gewissenbeflissene Seele mit furchtbarer Genauigkeit ein; er
überzeugte sie, daß ein Tropfen zu viel des Bitteren, zu wenig Vermouth,
die geringste Abweichung vom richtigen Maß Whisky, jeder bekämpfte
Argwohn in Bezug auf die Frische der Zitronenschale, Todsünden seien,
für welche alle Priester zwischen der Heimat und Hades keine Absolution
zu erteilen vermöchten. Desgleichen lehrte er sie, daß ein Mann,
der sich in chronischer Verfassung befände, stets Getränke vor der
Mahlzeit bedürfe. Der Anblick eines Mannes, der gegessen hatte, war
Molly in der Seele teuer. Indem sie einen in dieser Kunst ausprobierten
Lehrmeister hatte und sie in erschreckender Weise fortgesetzt ausübte,
konnte sie einen Fruchtlikör bereiten, den die Herren als bestimmt
nicht von schlechter Rückwirkung bezeichneten, und dann hatte sie eine
bescheidene Art, sich solange geschäftig zu machen, bis das Getränk
seinen Weg in das chronisch-klägliche männliche Gebäude gefunden
hatte, indem sie das Lächeln abwartete, dieses verzückte, simple Lächeln
absolut männlichen Beifalls, der als Zeichen der Anerkennung in dem
kleinen Querköpfchen einen Perlenschatz überwog. Ellis Kay lächelte
auch und ließ seine Blicke voll freundlicher Anerkennung zu ihr hinübergleiten
. Alsdann begaben wir uns zu Tisch und sprachen von allem
anderen nur nicht von dem, was unserem Herzen am nächsten lag. Wir
besprachen unsere Reisen während der vergangenen zwei Jahre, sprachen
von alten Freunden und neuen Büchern, während welcher Zeit ich mir
den letzten Skandal zurückzurufen suchte, den letzten, einzigen Skandal,
von dem ich je gehört, daß Ellis Kay — dieser Mann — darin verwickelt
war. Ich entsann mich — es mochte vor einem Jahre gewesen sein, aber
die Umrisse waren zu unbestimmte, als daß sie so schnell hätten bestimmte
Formen annehmen können.

In früherer Zeit hatte er einen bösen Namen — einen sehr bösen
Namen — und er war doch so schön und im allgemeinen so einnehmend,
daß ich nur ein großes Bedauern über seinen bösen Ruf empfand und
nur die Hälfte der ihm zur Last gelegten Dinge glaubte. Die Tatsachen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0093