Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 87
(PDF, 134 MB)
Bibliographische Information
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blieben aber dieselben; man betrachtete ihn als einen tadelnswerten
jungen Mann. Diejenigen Eskapaden, von denen ich wußte, schienen
mehr dem Mißgeschick als ausgesprochenem Leichtsinn zii entspringen.
Sobald seine Verehrung für eine Frau augenfällig wurde, konnte man
fest behaupten, daß irgend ein guter Grund ihm gebot, mit dieser Frau
womöglich nicht einmal zu sprechen. Sei es, daß diese Frau einen mit

Zweifeln gepeinigten Gatten hatte--ja, so eigentümlich es klingen

mag, es gab aber mal eine Zeit, das ist aber schon lange her, da die
Zweifel eines Gatten auf Widerstand stießen . . Oder es handelte sich
um eine unverheiratete Frau, zu welcher er plötzlich Zuneigung faßte;
irgend ein Widerstand blieb zu erwarten, sei es seitens eines Vaters oder
Bruders oder irgend einer Person, die Ellis zu drangsalieren verlangte.
Selbst eine alte Tante war der Brennpunkt der Geschichte mit Adele
Evers — eine alte Tante, welche ihn mehr fürchtete und haßte als nur
irgend jemand anders in ihrem ganzen Leben zuvor.

Er war war ausgesprochen verführerisch — zu nett, zu berückend,
mit zu viel Selbstvertrauen für einen Mann, der jährlich nur 10 000 Mark
Einkommen hat und keine nennenswerten Aussichten.

Adele war eine Waise, Schönheit, adoptiert von einer unbegüterten
alten Tante, welche von ihr erwartete, daß sie eine Geld- xind Edelblut-
heirat eingehen würde. Sie würde nie von ungefähr die Annäherung
eines Mannes geduldet haben, wären Geld und Blut unglücklicherweise
nicht gar so persönliche Dinge gewesen. Sie rechnete darauf, daß Adele
den schwindenden Glanz einer der blaublütigsten Familien, welche das
männliche Kontingent zum Verlöschen gebracht, wieder herstellte. Wie
gern würde ich ihm den wahren Namen dieser Familie gesagt haben!
Ich liebe einen Schreckschuß um alles in der Welt, ausgenommen den
Frieden einiger Menschen, welche mir teuer sind, und darum schwieg
ich. Ellis und Adele liebten sich seit Anbeginn mit jener starken leidenschaftlichen
Liebe, welche Naturen von ihrem tiefen anziehenden Wesen
eigen ist, und dieser Liebe lag noch etwas tieferes, nicht zu begreifendes
zu Grunde, wie die Geschichte, welche ich heute Nacht vernahm, bezeugen
wird. Diese Tante — eine leibhaftige alte .... — hatte Gefahr
gewittert und flüchtete mit Adele im Spätherbst nach Penzance,
indess sich Ellis in Schottland mit einer Jagdgesellschaft aufhielt. Die
Tante entschuldigte dies mit einer Erkältung Adeles und daß deren
Husten hartnäckig sei. Daher habe der Arzt einen Klimawechsel angeraten
. Dies alles entsprach zweifellos der Wahrheit. Adele würde
unter keinen Umständen am Leben geblieben sein, davon bin ich überzeugt
. Sie war für diese Erde zu zart — aber die Seenebel von Pen-
zence beraubten sie der einzigen Lebensfreude, welche sie hätte haben
können. Der Husten erweiterte sich zu Atemnot, und in weniger denn
einem Monat schloß sie die herrlichen Augen für immer. So ruhte sie
seit zwei Jahren unter dem beständigen ewigen Seufzen der See. Als


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