Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 88
(PDF, 134 MB)
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sie London verließ, war ich im Ausland; so bekam ich denn von der
Trennung von Ellis erst später Kenntnis, als er mir darüber von der
Stadt aus berichtete. Ihre Tante vermutete und Adele bestätigte die
Wahrheit und beschwor mit ruhiger Entschiedenheit ihren Entschluß, ihn
zu heiraten.

Diese überaus kluge alte Tante, welche das Mädchen genau kannte,
empfand, daß eine Trennung auf gewöhnlichem Wege eine reine Dummheit
sei und erpresste so mit der Klugheit einer Schlange nur eine kurze
Zeit. Sie beschwor Adele zum Dank für die Konzessionen, welche sie zu
machen geneigt war, in eine einjährige Trennung von Ellis einzuwilligen,
ohne irgend welche Verbindung mit ihm aufrecht zu erhalten. Wenn
er sich wie ein Mann benehme und sich der Familie würdig erweisen
würde, wolle sie alle Einwendungen fahren lassen.

Wie bereits erwähnt, befand sich Ellis zu jener Zeit in Schottland,
und Adele, mit dem ihrer eigenen fehlerlosen Natur entspringenden Vertrauen
fühlte, daß er die Wahrheit oder eine leise Andeutung davon
ahnen könnte und gab ihm, treu ihrem gegebenen Versprechen, kein
Lebenszeichen. Er, irre geleitet und verstimmt, mit der Liebe eines
Mannes zu Erklärungen und Klarheiten und mit der vom männlichen
Charakter unzertrennlichen Eifersucht und Argwohn beseelt, stürzte kopfüber
in die Falle, welche die überlegene alte Tante ihm gelegt hatte,
glaubte, daß Adele ihn nicht länger liebe und betrachtete sich allen
Ernstes als das Opfer eines herzlosen Flirts.

Das ist auch so eine merkwürdige Erscheinung beim Manne--

sobald er sich im Zustand ernst verzweifelter Liebe befindet, verliert
er seine gute Meinung über sich selbst; sein in sich gesetztes Vertrauen
ist geeignet, sich wie aus einem erstarrten Erdball auszuscheiden. Das
ist außerdem eine sehr bedauerliche Wahrnehmung; denn gerade zu der
Zeit, wo er ihrer mehr denn je zuvor bedarf, empfindet er deren Verlust
am meisten.

Dieses große Kind segelte dann in einen Strom von Zerstreuungen,
welche ganz dazu geeignet waren, mit dem Wert eines Lebens keine
weiteren Umstände zu machen, das sich in Leid und Demütigungen
verfieberte.

In der Stadt lebte auch eine Frau, welche ein entschiedenes Pen-
chant für Ellis hatte und kein Geheimnis daraus machte — eine schlanke,
fad dreinblickende Blondine, mit kalten blauen Augen und einem trügerischen
Mund, eine Frau, welche zu kennen, Verachtung und Meiden
zur Folge hatte.

Sie hatte einen Gatten, schon eher ein gediegenes Individuum zu
nennen, welcher instinktiv gewußt zu haben schien, daß ihr nicht zu
trauen war und der auf ihre Bewegungsfreiheit lange Zeit ein wachsames
Auge hatte. Seine Freunde betrachteten ihn als gefährlich eifersüchtig
und schwuren sich einander zu, daß er sich blutig rächen würde, so-


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