Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 118
(PDF, 134 MB)
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Hoftheater zu sehen und zu bewundern. Um den in der Tragödie oft
notwendig werdenden Szenenwechsel zu beschleunigen, kam ein Mannheimer
Techniker auf die Idee, die einzelnen, vollständig fertigen Szenerien
auf großen Wagen vor die Bühne zu rollen. Diese Erfindung hat sich
gut bewährt. Der Szenenwechsel ging rasch, ruhig und sicher vonstatten
. Die Faustaufführung am 30. Mai in Mannheim dürfte — was
Inszenierung betrifft — deshalb wohl die beste gewesen sein, die in
Deutschland gegeben wurde. Ein einziges, stummes „Wunderbar" entrang
sich den Herzen der Zuschauer, als der Vorhang sich teilte, der Chor
der Engel im Himmel sichtbar wurde, die drei Erzengel erschienen und
mit herrlicher Stimme und meisterhafter Betonung jenen „Prolog im
Himmel" sprachen, der von dem genialen Herausgeber des „Kommentars
zu Goethes Faust", Professor Boyesen, mit Recht „ein Wunderwerk
von Melodie und Rythmus" genannt wird.

Raphael: „Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang
Und ihre vorgeschriebe Reise
Vollendet sie mit Donnergang.
Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,
Wenn keiner sie ergründen mag;
Die unbegreiflich hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.

Gabriel: Und schnell und unbegreiflich schnelle
Dreht sich umher der Erde Pracht;
Es wechselt Paradieseshelle
Mit tiefer, schauervoller Nacht;
Es schäumt das Meer in breiten Flüssen
Am tiefen Grund der Felsen auf
Und Fels und Meer wird fortgerissen
In ewig schnellem Sphärenlauf.

Michael: Und Stürme brausen um die Wette,

Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer
Und bilden wütend eine Kette
Der tiefsten Wirkung rings umher.
Da flammt ein blitzendes Verheeren
Dem Pfade vor des Donnerschlags;
Doch deine Boten, Herr, verehren
Das sanfte Wandeln deines Tags.

Zu Drei: Der Anblick gibt den Engeln Stärke,
Da keiner Dich ergründen mag,
Und alle Deine hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.

Beinahe noch schöner war die Spaziergangszene „vor dem Thore*
auf freiem Felde. Sie gab durch ihre weit in die Ferne geöffneten
Fluren und insbesondere durch eine sinnvolle Beleuchtung des „Himmels
und der Erde" ein getreues Abbild des Seelenzustandes von Faust, der,
der Verzweiflung nahe, in der vorhergehenden Nacht nur durch den anheimelnden
Klang der Osterglocken von dem todbringenden Giftbecher


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