Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 144
(PDF, 134 MB)
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besonders hinweisen, weil sie klar sagt, daß mit der bloßen Beobachtung der
odischen „Erscheinungen" noch lange nicht das Wesen des Ods selbst ergründet
ist. Soviel jedoch aus neueren Forschungen, unter welchen wohl diejenigen des
Oberst A. de Rochas die bedeutendsten sind, hervorgeht, dürfte das Od lediglich
der materielle Träger der Lebenskraft sein. Daß die Lebenskraft einer substan-
ziellen Grundlage bedarf, ist nicht zu verwundern; heute gibt die Wissenschaft
selbst zu, daß auch die Elektrizität „atomistischer Natur" ist. Aber dies erklärt
noch lange nicht das Wesen irgend einer Kraft, und gar einer solchen, welche
organisierend wirkt, wie es bei der Lebenskraft der Fall ist, in der noch außerdem
die rätselhaften Fähigkeiten des Wachstums, der Vermehrung und der Bewußtseinsentfaltung
liegen. Man sieht sofort, daß wir hierbei der Metaphysik zutreiben,
wie es ja immer der Fall ist, wenn wir irgend eine Erscheinung bis zum Grundprinzip
verfolgen wollen. Immer und immer müssen wir darauf hinweisen, weil
es sonst zu leicht möglich ist, hinter dem Schleier der Substanz und bewegenden
Kraft das leitende, belebende, geistige Prinzip zu vergessen. Solchen Erörterungen
ist die Wissenschaft bisher scheu ausgewichen, das wäre noch der geringste
Vorwurf. Aber die vorliegende Schrift des Freiherrn v. Reichenbach erbringt
den Beweis, daß die Wissenschaft auch handgreifliche Tatsachen ruhig
ignorierte, wenn sie geeignet waren, der herrschenden philosophischen Anschauung
eine andere Richtung zu geben. Wir meinen hier die Tatsachen der odischen
Pendelbewegungen und des sogenannten Tischrückens. Vor Reichenbach hatte
bereits Prof. Bähr in Dresden über diese rätselhaften Pendelbewegungen ein
großes Werk „Der dynamische Kreis" (Dresden 1864) geschrieben, allein
es blieb von den „Physikern" ebenso unbeachtet wie die Arbeiten Reichenbachs,
der sich über diese Methode wissenschaftlicher Forschung wie folgt äußert: „In
der bisherigen Physik und Physiologie finden wir keinen Leitfaden durch diese
Seltsamkeiten hindurch. Die Naturwissenschaft hat sie, wo sie zum Durchbruch
kommen wollten, abgewiesen, ja verlacht, verhöhnt und zurückgestoßen. Dies
ist wohl der leichteste Weg, um über das hinwegzukommen, was man
nicht versteht, aber nicht der beste aus der Dunkelheit zum Licht."
Heute, wo wir wissen, daß es halbbewußte und intelligente unsichtbare Kräfte
in der Natur gibt, werden wir die odischen Bewegungserscheinungen in vielen
Fällen anders werten. Trotzdem können die Reichenbachschen Odforschungen
als grundlegende Arbeiten des Experimental-Okkultismus bezeichnet werden und
müssen als solche immer von Wert bleiben,, Reichenbach selbst war ein
philosophisch viel zu hellblickender Kopf, als daß er nicht wußte, daß die Odforschungen
nur der Beginn einer höheren Naturerkenntnis wären. So sagt er
am Schlüsse des eben besprochenen Werkes, daß wir wegen seiner Reichhaltigkeit
an beobachteten Tatsachen nur bestens empfehlen können. „Somit kommt
dem Ode Bewegungskraft zu und es reiht sich demzufolge den Dynamiden
der Wärme, der Elektrizität, des Magnetismus und des Lichtes unmittelbar an,
ja es stellt sich mitten unter sie hinein. Und wie das Od dem Leben näher
verwandt ist und tiefer in sein Wesen, dem es Dualismus verleiht, eingreift, so
steht es auch höher in der Natur, die es in der Gänze umfaßt, als irgend eines
der andern uns bekannten Dynamide. Es gewinnt nicht ohne tiefe Gründe das
Ansehen, als ob es das höchste und letzte Glied zwischen der körperlichen und
geistigen Welt auszumachen berufen sei." Zu Zeiten Reichenbachs war es
in wissenschaftlichen Kreisen genügend, „von geistigen Welten" gesprochen zu
haben, und man war fortab ein geächteter Mann. Diese Tage sind nun glücklich
vorbei, der bessere Teil moderner Denker hat sich bereits vom krassen Materialismus
, selbst in der exakten Wissenschaft, abgewandt und so wäre endlich der
Moment gekommen, wo man die Schriften Reichenbachs selbst einem „Physiker"
vorlegen darf. Heute, im Zeitalter der Radioaktivität, kann er nicht mehr darüber
zur Tagesordnung übergehen. • G. W. S.


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