Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 186
(PDF, 134 MB)
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sichern, ob sie mit Strom geladen sind, und während diese bewußte und freiwillige
Handlung ohne Schaden ausläuft, erweist sich eine unbeabsichtigte Berührung mit
einem Strom von weit geringerer Stärke als tödlich. Bei Versuchen an sich selbst
stellte Jelinek fest, daß ein unerwarteter Schlag von 350 Volt schrecklich war,
während ein erwarteter Schlag von 500 Volt nur geringen Eindruck machte. Aber
das war nur eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem Beweis von Mut, den ein Herr
von Dobrowolsky gab, als er eine Leitung, die 30000 Volts Spannung erhielt, auseinanderbrach
und das Ende derselben in Gegenwart einiger entsetzter Sachkundiger
einfach aufhob, ohne den geringsten Schaden davon zu tragen. „Um so etwas zu
riskieren muß man schon absolut frei von Todesfurcht sein oder man muß die
Kraft eines Ingenieurs haben, der gelernt hat das mächtige elektrische Fluid zu
beherrschen." Diese Kraft ist die Willenskraft, erklärt Dr. von der Pfordten,
und er fügt hinzu: „Es liegt etwas Imposantes in der Idee, daß die Willenskraft in
solchen Fällen selbst dem Tod als einer gleichen Kraft trotzt und siegreich besteht."
Dr. Hufeland war überzeugt, daß die meisten nervösen Störungen durch mentalen
Einfluß und Passivität, einem schwachen Hingeben an körperliche Empfindungen
und Eindrücke verursacht seien. Und er zitiert Pinel, welcher konstatierte, daß
viele Personen, welche Jahre lang schwach und kränklich gewesen waren, durch
die Erregungen der Revolution gesund und stark wurden. Das traf besonders
unter den indolenten Mitgliedern der Aristokratie zu, deren nervöse Übel völlig
verschwanden. Die Japanesen üben von früher Kindheit an eine besondere Methode
zur Trainierung der Willenskraft, und man behauptet mit Recht, daß es vor allem
anderen wohl dieses Studium der Willenskraft war, das sie befähigte die Russen
zu besiegen. („Chicago Daily Journal".) Hierzu sei bemerkt, daß elektrische
Ströme von über 100000 Volt vom menschlichen Körper ohne Schaden aufgenommen
werden können. Man verwendet diese hohen Spannungen auch zu therapeutischen
Zwecken. Jedoch ist ein Strom von 30000 Volt unter gewöhnlichen Verhältnissen
— wie zahlreiche Unglücksfälle lehren — als todbringend anzusehen.

Die Heilung einer Opernsängerin durch — Einbildung. Von einer
Berliner Operndiva wird uns eine heitere Szene erzählt, in der sie durch eine Einbildung
von einem Leiden geheilt wurde, die eine Art Gegenstück zu dem
„Tode durch Einbildung" darstellt. Vor einigen Tagen kam eine unserer Opernsängerinnen
nach einer Wagneraufführung nach Hause. Da sie sich nicht sehr wohl
fühlte, so legte sie sich sofort zu Bett und schlief bald ein. Nach einigen Stunden
wachte sie jedoch noch mitten in der Nacht mit allen Zeichen einer heftigen Erkrankung
auf, die sich besonders in Atemnot und Erstickungsanfäilen äußerte. Die
einzige Rettung wäre für sie ein Offnen des Fensters gewesen, durch das sie wieder
Luft bekäme. Eine Klingel war nicht zur Hand und sie selbst fühlte sich zu schwach,
um vom Bett aufstehen und selbst das Fenster öffnen zu können. In ihrer Todesangst
, die durch die Atemnot noch gesteigert wurde, ergriff sie nun einen kleinen
hölzernen Stiefelauszieher und schleuderte ihn nach der Richtung, wo sich die
Fenster befanden, in der Hoffnung, eins der Fenster ausschlagen zu können und
dadurch frische Luft zu erhalten. Anscheinend war der „Stiefelknecht" auch richtig
gezielt, denn mit lautem Klirren fielen die Glasscherben einer zerbrochenen Scheibe
zur Erde. Die Künstlerin fühlte sich, wie sie erzählt, sofort durch die hereinströmende
frische Luft ungeheuer erleichtert und konnte wieder aufatmen. Sie schlief bald
darauf ein und wachte gesund am Morgen wieder auf. Da sah sie die Bescherung,
die sie angerichtet hatte. Sie hatte nämlich mit dem Stiefelknecht nicht eins der
beiden Fenster, sondern den zwischen diesen Fenstern befindlichen hohen Spiegel
getroffen, der nun zerschmettert dastand und durch dessen Löcher die frische Luft
herbeigedrungen sein muß. Die beiden Fenster waren nämlich fest geschlossen und
noch vollständig erhalten, sodaß das Hereinströmen der frischen Luft, das die Künstlerin
genau gefühlt haben will, nur in ihrer Einbildung bestanden hat.


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