Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 221
(PDF, 134 MB)
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neu druckt, dann kann man gewiß auch daran denken, einen Mann zu
ehren, der sie an wirklicher Bedeutung weit überragt.

Denn daran kann kaum ein Zweifel sein, daß Hartmann über eine
geistige Intuition verfügt, die den meisten „Philosophen* abgeht. Es
genügt, seine Schriften zu vergleichen mit denen irgend eines modernen
abgestempelten Philosophen, um dies erkennen zu lassen.

Wie bei allen Menschen, die über eine große Anschauung verfügen,
ist bei ihm denn auch die Ausdrucksweise höchst originell, sein Sprachgefühl
lebhaft, seine Sprache einfach und eindringlich. Höchstens Schopenhauer
könnte sich in der Hinsicht mit ihm messen, ohne ihn jedoch
erreichen zu können. Professor Dr. Gustav Jäger in Stuttgart verfügt
aber über eine ähnlich wuchtige Schreibart. Beide entbehren der Anerkennung
der Zunft und werden sich zu trösten wissen. Das Genie
erzwingt sich die Anerkennung mit der Zeit, und nach vielen Jahren
wird man sich, wie billig, wundern, daß man ihm so viel Steine in den
Weg geworfen hat. Kein Index, kein Boykott, keine Intrigue können dem
Genie auf die Dauer schaden: und so wird auch der Tag nicht mehr
fern sein, wo Franz Hartmann bekannt sein wird.

Freilich setzt dies voraus, daß auf unsere materialistische Epoche
eine spiritualistische folgt, die Wissenschaftlichkeit verbindet mit Mystik,
wie es Hartmann fertig gebracht hat. Gerade dadurch wird er zu einem
Erzieher ersten Ranges, daß er seiner Zeit die Wege zeigt und ebnet.
Die großen Pfadfinder sind ja auch zugleich die großen Pädagogen, und
Hartmann erscheint als einer der größten, weil er unverzagt für die
Wahrheit kämpft, obgleich er nicht die Anerkennung findet, die andere
erreicht haben. *)

Einige Angaben über sein merkwürdiges Leben, das sich ausführlich
dargestellt wie ein Roman lesen würde, mögen willkommen sein. Sein
Vater war Arzt, seine Mutter stammte von irischem Adel ab. Beim
jungen Franz zeigte sich schon frühe mystische Begabung, die später
so stark ausgebildet werden sollte. Er war katholisch, studierte Chemie
und Medizin und machte den Krieg von 1870 als Kriegsfreiwilliger bei
der Artillerie mit. Später ging er nach Amerika, wo er als Arzt tätig
war. Hier wurde er mit dem Spiritismus bekannt und experimentierte
viele Jahre lang mit ihm. Seine Erfahrung auf diesem Gebiet übertrifft
gewiß die aller andern Gelehrten. Als er von der Gründung der Theo-

*) Besonders will ich noch darauf hinweisen, daß Hartmann auch zur Aufhellung
des Rosenkreuzerordens viel getan hat Er war im Besitze alter Familienpapiere
, die ein Licht auf jene merkwürdige geistige Genossenschaft werfen, die
die „Gottesfreunde" des Mittelalters ablöste. Die Rosenkreuzer waren Mystiker,
die ihre Zeit geistig zu beeinflussen verstanden, ohne daß man bisher eine Ahnung
davon hatte. Aber jede geistige Bewegung der Neuzeit stand in irgend einer Beziehung
zu ihnen. Sie lebten still und vor der Welt verborgen dahin, waren aber
geistig hochstehend. Hartmann wollte diese Tendenzen auf die „Theosophische
Gesellschaft" übertragen. Diese will das Studium aller Religionen betreiben in
absoluter Toleranz.


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