Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 222
(PDF, 134 MB)
Bibliographische Information
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sophischen Gesellschaft hörte, kam die Lust über ihn, ihre Gründer,
Madame Blavatsky und Oberst Olcott, in Adyar bei Madras in Indien aufzusuchen
und er reiste hin. Dort hatte er die merkwürdigsten Erlebnisse,
die er zum Teil veröffentlicht hat. Nach Europa zurückgekehrt, widmete
er sich der Schriftstellerei und suchte der neuen „Geisteswissenschaft"
Eingang zu verschaffen. Anfangs schrieb er in englischer Sprache, z. B.
„White and black Magic", „Paracelsus", dann warf er sich auf die deutsche
Sprache und gründete eine Zeitschrift, die er ganz allein schrieb, die
„Lotusblüten*, von denen 16 Bände vorliegen. Daneben erschienen
viele vorzügliche Bücher von ihm, wie „Schwarze und weiße Magie* (eine
Neuschrift, nicht Übersetzung des englischen Werkes), „Die Medizin
des Paracelsus", „Mysterien, Symbole und magisch wirkende Kräfte",
„Denkwürdige Erinnerungen" u. a. In zahlreichen Artikeln hat er die
neue Lehre bekannt zu machen gesucht, namentlich in der „Wiener
Rundschau* und dem „Theosophischen Wegweiser". Auch durch Vorträge
suchte er Propaganda zu machen und als Präsident der von ihm
gegründeten Theosophischen Gesellschaft in Deutschland verstand er es,
das damals recht flaue spiritualistische Leben zu vertiefen.*)

Wir kranken in Deutschland an einer falschen Wissenschaftlichkeit,
die auf die spezialisierende Pedanterie unserer Universitätsausbildung zu-
zückgeht, die wieder ihren Ursprung hat in dem Abfall vom Christentum.
Solange das Christentum noch als eine Tatsache galt, mußte man mit
ihm rechnen. Mit seinem Fall fiel auch der Sinn für Mystik und Okkultismus
. Im Mittelalter gab es noch viele Hellseher. Aber die Neuzeit
war ihrer Ausbildung nicht günstig.

Da Franz Hartmann hellsehend beanlagt ist, war es ihm möglich,
Phänomene zu sehen und zu erklären, die andern Forschern unbegreiflich
dünkten. Darin liegt eine seiner großen Bedeutungen für die Zukunft:
er wünscht eine Ausbildung zum inneren Schauen, zum Selbsterleben.
Die Autorität allein genügt nicht mehr. Man muß selbst erkennen. Die
Wissenschaftlichkeit muß zur Intuition, zur reinen Anschauung werden,
darf nicht bloß auf Berechnung beruhen.

Das ist ja der Irrtum des Zopfgelehrtentums, daß es glaubt, „voraussetzungslos
" vorzugehen und in Wahrheit in den größten Aberglauben
verfällt. Diesen Kleinkinderglauben zerstört Franz Hartmann gründlich.**)

Man muß seine schneidigen Worte lesen, die er gegen das seelenlose
, wahrhaft banausische Studium der Medizin schleudert, um dies
würdigen zu können. Er, der Mediziner, wirft seinen Kollegen Unwissen-

*) Alles rein Persönliche ist Dr. Hartmann verhaßt, ihm ist es nur um den
Fortschritt zu tun. Daher ist er auch so zurückhaltend gegenüber persönlichen
Angriffen auf theosophische Führer. Doch sind seine Auslassungen über Blavatsky,
die er gut kannte, sehr wertvoll. Hoffentlich schenkt er uns noch eine ausführliche
Autobiographie, aus der man auch seine Zeitgenossen kennen lernen kann.

**) Es braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden, von welcher
Wichtigkeit Fiartmann für die Theologie ist. Ich verweise auf seine Erklärungen


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