Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 238
(PDF, 134 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0245
eines Menschen, überall ist zuvor die Geistes-Idee schon da, ehe dieselbe in den
Zustand der wahrnehmbaren Erscheinung tritt. Da aber in der Welt nichts „zufällig"
geschieht — indem die Welt ja sonst ein Chaos sein müßte — ist auch jedes
Inerscheinungtreten, sowie auch die verschiedenen Zustände in ihr und die Umstände,
welche zu derselben führten, stets nur die kausale Folge einer geistigen Ursache.
Und da jede Folge — nach dem Gesetz der unergründlichen Weisheit des Ewigen
— wieder zur Ursache weiterer kausaler Folgen wird, darf man den Eintritt der
Wesenheit in die wahrnehmbare Erscheinung als ein „Ereignis" bezeichnen. Wie
nun die Erfahrung lehrt — und auch Mohammed in seinem Offenbarungsbuche
(Koran, Sure 16, 16) berichtet — wird alles Wahrnehmbare durch die Sterne geleitet.
Das heißt also, der Gestirnstand prägt beim Eintritt des Ereignisses denjenigen
Charakter in die Wesenheit, welcher nach den kausalen Umständen derselben
entspricht — oder dasselbe besser ausgedrückt: Die Wesenheit tritt als Ereignis
dann in die wahrnehmbare Erscheinung, wenn der Gestirnstand ein derartiger ist,
daß die Einprägung seines Charakters den kausalen Folgen entspricht, welche der
Wesenheit — der Norm der ewigen Gerechtigkeit — gebühren.

Will nun jemand über ein Ereignis ein astrologisches Horoskop stellen, so ist
es selbstverständlich notwendig, daß er den Gestirnstand zur Zeit des Eintritts des
Ereignisses kennt, so daß es also unmöglich ist, ein astrologisches Horoskop über
ein Ereignis stellen zu können, dessen Gestirnstand man nicht kennt, indem die
Zeit desselben unbekannt ist.

Sollte aber — wenn der Zeitpunkt unbekannt und das Horoskop von Nöten
ist — dieser Zeitpunkt nicht auf spiritualistische Weise zu erkunden sein? —
Allerdings wäre dann hierbei die größte Vorsicht (bezüglich des Zuvertrauens) am
Platze.

Was nun die Astrologia naturalis und judiciaria anbetrifft, so handelt es sich
hierbei weniger um zwei verschiedene Astrologien, als vielmehr um zwei verschiedenartige
Anwendungsweisen der einen Astrologie! Der große Gelehrte Karl Kiesewetter
charakterisiert dieselben trefflich in folgenden Worten, wenn er (Sphinx Bd. VIS. 274> sagt:
„Es gibt zwei (Anwendungs-) Arten der Astrologie, die Astrologia
naturalis und die Astrologia judiciaria, von denen die erstere in großen
Zügen ein allgemeines Bild eines Menschen und seiner Schicksale, seiner
natürlichen Veranlagung, seiner Neigungen usw. zu entwerfen sucht, während
die letztere alle erdenklichen Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten mit Hilfe ihrer
Rechnung finden will. So sucht z. B. die Astrologia naturalis bei Kaiser
Wilhelm I. außer seinen allgemeinen Schicksalen den siegreichen Feldherrn,
den weisen und milden Herrscher, den gütigen Gatten und Vater usw. zu
finden, die Astrologia judiciaria hingegen will womöglich seine Uniform am
Tage der Kaiserproklamation oder sein Frühstück am Tage des Nobilingschen
Attentates bestimmen."

Das Nativitätstellen nach der Astrologia judiciaria kommt dem Unterzeichneten
ähnlich vor, wie wenn jemand ein schönes Gemälde mittelst der Lupe betrachtet
. Und da bei dieser Berechnungsweise der Zeitraum von Sekunden, geschweige
von Minuten von großer Wichtigkeit ist, kommt es leicht vor, daß, wenn
sich solch ein astrologischer Rechenkünstler dann durch ein Versehen, offenkundig,
um mehrere Minuten geirrt hat, er dadurch den (berechtigten) Widerspruch (und
noch mehr) der Interessenten erregt.

Das wichtigste und vollkommenste Werk der überlieferten Astrologie ist (selbst
nach Brockhaus Konvers. Lexikon 1898. Bd. 2, S. 5) „Iulii Firmici Materni Matheseos
libri VIII". Leider ist dieses Werk bisher in deutscher Sprache noch nicht gedruckt
worden. Doch es wird nun demnächst auch eine deutsche Übersetzung der wichtigen
astrologischen Aussprüche aus diesem monumentalen Werke von Seiten des
Unterzeichneten veröffentlicht werden.


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