Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 243
(PDF, 134 MB)
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243 —

Noch eindringlicher sagt dies ein Buddha-Gelehrter (Bramacharin
Bodhabhikshu) J. C. Chatterji, ein gelehrter Hindu, der seine „Geheim-
Philosophie der Inder" nach den „Veden", den uralten Moralbüchern
der Inder gibt, wo er Seite 121 sagt: „Wenn Sie selber die Wirklichkeit
der übersinnlichen Welt feststellen wollen, müssen Sie Ihr Bewußsein
entwickeln, dieses Bewußtsein allmählig auf die höheren und höchsten
Prinzipien (oder Grundteile), aus denen Ihre so komplexe Natur zusammengesetzt
ist, übertragen, und dazu müssen Sie sich von jedem
Schatten von Selbstsucht reinigen. „Selig sind, die reinen Herzens sind,
denn sie werden Gott schauen" sagt Christus. Nichts ist wahrer. Kein
anderer Fortschritt kann versucht werden, ehe dieser erste Schritt der
Reinigung oder Ausrottung der Selbstsucht getan ist. Auf diesem
Punkt muß ich beharren, müßte ich mich hundertmal wiederholen.
Ich finde überall Personen, welche den geistigen Fortschritt, die Entwicklung
wünschen, welche übersinnliche Dinge sehen wollen, die jenseitigen
Wahrheiten des Universums wie greifbare Dinge fühlen wollen.
Recht gut, aber sie scheinen zu glauben, daß sie solches alles in einigen
Tagen, durch irgend einen mysteriösen Vorgang erlangen werden. Das
ist ein beklagenswerter Irrtum. Ohne die vorhergehende Reinigung (die
Arbeit an sich selbst) können sie von den oberen Reihen der Natur
nichts erkennen."

Dieser Grundgedanke geht durch das ganze hochinteressante Werk
Chatterjis. Von dem Aufgeben der Selbstsucht aber wollen die wenigsten
Menschen etwas wissen, weil gerade diese Arbeit die unwillkommenste ist.

Das Losungswort des Rätsels besteht in dem Goethe'schen:
„Du gleichst dem Geist, den Du begreifst,
Nicht mir!"

Es handelt sich nicht um ein Geheimnis, welches mit dürren Worten
— und seien diese auch noch so ausdrucksfähig — gelehrt werden kann.
Durch die anhaltende, ich möchte sagen keinen Augenblick aussetzende
Arbeit müssen wir uns „dem Geist", den wir begreifen, vollends gleichzustellen
suchen.

Kein „Intellekt" kann dies ermöglichen, denn Intellekt ist ein zu
den unteren Grundteilen gehöriges Attribut. „Vergeistigung" allein
kann es. Erhebung zu dem Allerhöchsten, Vereinigung mit dem,
der „weiß" in uns — im All 1

„Der ist das Selbst, der weiß: ich denke.

Der ist der Denker, das Brahman.

Die Seele ist sein göttlich Werkzeug nur,

Sie lehrt ihn Wonne, die ihm sonst verborgen.

Dies Selbst erkennend, geht er ein zum Glück."

(Upanishaden.)

Dieser schöne Vers der Upanishaden drückt dasselbe aus wie
das Goethe'sehe Wort.


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