Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 293
(PDF, 134 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0300
schützte Stellung wurde ihm, als er das Leiden der Menschheit sah
und erkannte, zur unerträglichen Last; er war! aus Mitleid mit der Qual
der Welt alle Herrlichkeit von sich, um das zu finden, was das Leid,
also nach seinem Erkennen das „Leben", überwinden, jedem einzelnen,
der sich dem „Pfad" zuwandte, die Wiedergeburt ersparen konnte.

Er fand es nach langen, schweren Kämpfen in der Entsagung, in
der Möglichkeit, sich so weit in einer Existenz zu entwickeln, um keine
Wiedergeburt mehr nötig zu haben. Kein Leben, also auch kein Leid.
Seine Lehre ist eine Moralphilosophie; er will nur das eine: das Verneinen
des Willens zum Leben und dadurch die Vernichtung des Leides.

Auch hatte der. Buddha mit ganz anders gearteten und geschulten
Menschen zu tun; er stieß nicht auf Unglauben und rohe Gegnerschaft;
seine Jünger waren fast alle bereits „weit Entwickelte"; Brahmanen, Einsiedler
, also Leute, die nach ihrer Religion den höchsten Grad dessen
erreicht hatten, was sich hier für sie erreichen ließ; Männer, welche, wie
der Erläuterer des Buddhistischen Katechismus, Subhadra Bodha Bhik-
schu (Bhikschu heißt ein zur „Brüderschaft" der Buddha-Mönche Gehöriger
) sagt: „schon ihr ganzes Leben in Selbstverleugnung, Nachdenken
und heiligem Streben nach der Erlösung hingebracht .hatten."

Was uns als tiefste Geheimlehre erscheint, war ihnen ein Längstbekanntes
. Neu war ihnen die Lehre der Leid- und Lebensüberwindung,
der Möglichkeit, „Nirwana", die Nichtwiedergeburt und Vereinigung mit
dem Brahman durch eigenes „An-sich-arbeiten" ohne Kultus, ohne
äußere Gottanbetung zu erreichen.

In dieser Lehre war kein Geheimwissen nötig: wer reif für sie war,
konnte sie hören und erfassen. Der Buddha gab sie allen — und alle
ergriffen sie, wie es in den alten Ueberlieferungen heißt — und heute
noch sich insoweit als Wahrheit erweist, als keine andere Religion auf
unserm Erdball so viel Anhänger zählt: vierhundertsiebzig Millionen
Menschen bekennen sich zu des „Sanften", des „Erleuchteten", des „Erhabenen
", das Gotama Buddha's Lehre 1! Das heißt mehr als ein Drittel
der gesamten Menschheit sind Buddhisten.

Aber selbst der Buddha, indem er allen seine Lehre gab, behauptete
keineswegs, mit diesen Lehren alles zu geben, was e r wußte. Die Legende
erzählt im Gegenteil: der Erhabene ging einst im Walde mit
seinen Jüngern, pflückte Blätter eines Baumes, wies sie den Jüngern und
frug: „Welches sind nun mehr der Blätter, die ich hier in den Händen
halte oder die auf den Bäumen im Walde wachsen?" —- Die Jünger
erwiderten: „Die auf den Bäumen wachsen, Herr, sind ihrer mehr."

„Nun", sprach der Erleuchtete, „so viel mehr als da Blätter auf
den Bäumen denn in meiner Hand sind, so viel mehr ist von Wahrheiten
mir bekannt als ich Euch geben kann. Mein Wissen ist wie die
Blätter des Waldes; was ich Euch gebe wie die Blätter in meiner
Hand.*


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