Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 305
(PDF, 134 MB)
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— 305 —

äußeres Leben Zeugnis geben von dem Adel des Geistes und der Seele,
den Gefühlen der Liebe zur Menschheit, die sie erfüllen müssen, soll
ihre Führerschaft Dauer haben und ihr Wirken ein wahrhaft gesegnetes sein.

Warum ich dies alles berühre? — Nun, weil ich einerseits denke,
daß gerade die Astronomie und Astrophysik, als Wissenschaft genommen
und im richtigen idealistisch-monistischen Sinne betrieben, viel
dazu beitragen könnte, die Kluft zwischen Glauben und Wissen zu
überbrücken. Und diese Art von Brückenschlag täte uns not. Die
sichtbare Welt mit der unsichtbaren zu verbinden, diese Verbindung
aufrecht zu erhalten war und ist die Aufgabe des wahren „Pontifex
maximus". Wenn sich heute viele von ihrer Kirche abwenden, so mag
dies seinen Grund darin haben, daß ihnen diese Kirche eben nicht das
geistige Brot geben kann oder will, daß unserem Zeitgeist entspricht.
Und da die edlere menschliche Seele auf die Dauer keine Leere erträgt,
so wendet sie sich von selbst der transzendentalen Weltanschauung in
irgend einer Form zu, ohne erst irgend wen um Erlaubnis zu fragen.

Kommen also die heutigen Vertreter der Religion und Wissenschaft
der Menschheit in ihrem Suchen nach Wahrheit nicht entgegen
— wie man eben den Wenschen des XX. Jahrhunderts entgegen kommen
sollte, dann werden der Okkultismus, die Theosophie, der Spiritualismus
usw. diese Notwendigkeit erfüllen. Damit hoffen wir dargelegt zu haben,
daß wir keiner Religionsgemeinschaft und auch nicht der wahren Wissenschaft
feindlich gegenüber treten wollten, uns war es lediglich darum zu
tun, das Thema von „Glauben und Wissen* und seine Rückwirkung auf die
Entwicklung der Menschheit möglichst objektiv und im natürlichen
Rahmen unserer Abhandlung zu beleuchten, wie sich dazu sozusagen
von selbst die Gelegenheit gab.

Die Möglichkeit einer Vereinigung von „Glauben und Wissen" lehrt
uns die Kulturgeschichte der ältesten Kulturvölker, man braucht nur an
Ägypten und Indien zu erinnern. Wenn auch fest steht, daß die in allen
Wissenschaften eingeweihten Priesterkasten dieser Staaten schließlich ihre
Macht mißbraucht haben — und welche Macht wurde von Menschen
nicht schon mißbraucht —, so steht auch unzweifelhaft fest, daß die altägyptischen
und vorvedischen Priesterastronomen in ihrer Wissenschaft
eine auserordentlich hohe Stufe erklommen hatten.

Wie der Tierkreis zu Dendera zeigt und wie ägyptische Priester
Herodot gegenüber sich geäußert haben sollen, datierten ihre astronomischen
Aufzeichnungen schon "damals länger als drei siderische Jahre.
Da ein siderisches Jahr 25863 bürgerliche Jahre umfaßt, so darf man in
Anbetracht einer mehr als 75000jährigen Beobachtungsdauer nicht
erstaunt sein, daß die altägyptischen Astronomen ein gewaltiges Wissen
erreicht haben müssen. Doch möchten wir darauf hinweisen, daß damals
die Astronomie, weil innig mit praktischer Astrologie verbunden, keine
tote, unproduktive Wissenschaft war, sondern der Gesamtheit des Volkes

Zentralblatt für Okkultismus. Jhrg. III. 20


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