Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 307
(PDF, 134 MB)
Bibliographische Information
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jungen Weibe gleicht oder — einem ausgeschnittenen Gemälde. Die
kleine Stasia aber erklärte ihm, daß er in der ganzen Welt suchen könne,
ohne diese Persönlichkeit oder ein solches Bild zu finden. Bezüglich
der Kleidung pp. wies sie sehr treffend darauf hin, daß, wenn sie sich
photographieren würde, wie sie wirklich ist, nichts auf die Platte kommen
würde. Auf die vielen Fragen des Dr. Ochorowicz über die Einzelheiten
des Vorgangs erklärt Stasia, daß sie einfach auf dem Sessel gerade vor
dem Objektiv gesessen sei. Sie habe das Gesicht, den Hals und die
Haare materialisiert; alles übrige war fluidisch. Sie habe auch das Licht
erzeugt, da sie nicht selbstleuchtend sei. Wie dies geschehe, könne sie
nicht sagen, wir würden es auch nicht begreifen.

Sehr merkwürdig sind die Erklärungen, welche Stasia über die
Materialisation gibt. Sie behauptet, daß nur die Oberfläche, also gewissermaßen
die Hülle materialisiert werde. „Wir haben", sagt sie, „keine
Organe, wir haben keine organische Funktion, weder Lungen, noch
Magen, noch Herz." Als ihr Dr. Ochorowicz von Materialisationen
spricht, welche einen völlig lebenden Körper zeigten, hält dies die Kleine
nicht für möglich. Die zur Materialisation notwendige Materie erklärt
sie aus der Umgebung, „ich weiß sie von überall her zu nehmen".
Dr. Ochorowicz sagt, sie weist hierbei nicht auf das Medium hin, wahrscheinlich
um ihre Unabhängigkeit zu betonen.

Hierauf kommt Dr. Ochorowicz auf die Behauptung des Mediums
zu sprechen, daß die kleine Stasia ihr ähnlich sehe und ihr Doppelgänger
(double) sei, und daß das Bild nun doch keine Ähnlichkeit zeige.
Die Antwort des Geistwesens ist sehr überraschend. „Ich gleiche", sagt
die Kleine, „eher jener anderen . . . ., und was das Wort double betrifft,
sie begreift es nicht richtig. Ich bin an zwei Existenzen gebunden, an
zwei junge Mädchen von 20 Jahren, welche in derselben Stunde geboren
sind und welche in fünf Jahren zusammen sterben werden: diejenige,
welche du kennst, und eine andere, die in England lebt, deren Namen
ich dir aber nicht sagen kann. Sie könnte übrigens nicht bestätigen,
was ich sage, denn sie ahnt meine Existenz nicht. Sie ist kein Medium
oder erhält wenigstens keine Phänomene; sie gibt mir nur ihre Kräfte.
Sie ist krank und hat Krämpfe. Wenn ich Phänomene mache, schläft
sie; wenn ich von hier fortgehe, erwacht sie".....

Dr. Ochorowicz legt schließlich der Kleinen eine Menge anderer
Fragen vor, welche sich nicht direkt auf das Phänomen beziehen, sondern
mehr über die Existenz und die Sphäre, in welcher die „Kleine" lebt,
Aufschluß bringen sollten, auch um, wie Orochowicz sagt, die Gedanken
kennen zu lernen, welche diese sonderbare Persönlichkeit beseelen. Es
wird einem sehr schwer, angesichts der klaren und bestimmten Antworten
der kleinen Stasia nicht an eine selbständige, vom Medium unabhängige
Persönlichkeit zu glauben. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren,
daß hier die Erklärungen durch das Unterbewußtsein und die dramatische

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