Freiburger historische Bestände - digital

vorgenommen haben muß. Alle Indizien deuten darauf hin, daß der Student den
alten Pailin aus einstweilen unaufgeklärten Gründen durch starke, langandauernde
Radiumbestrahlung systematisch ermordet hat. Die geheimnisvollen Strahlen lassen
sich in der Tat ganz kurze Zeit ohne Schaden ertragen, während eine längere Bestrahlung
insbesondere bei älteren Personen die größte Gefahr mit sich bringt.
Anscheinend hat der Student nachts, während Pailin schlief, den Schädel des Alten
regelmäßig den gefährlichen Strahlen ausgesetzt und so den Tod herbeigeführt.
Es ist wohl das erste Mal, daß das neuentdeckte wunderkräftige Element als Werkzeug
eines vorbedachten Mordes mißbraucht wurde.

Ein scheinbar okkultes Phänomen bei Pferden, Von Dr. Nepel in
St. Peter am Ottersbach (Steiermark). Seit längerer Zeit wurde ich von meinem
Kutscher darauf aufmerksam gemacht, daß sich bei den Pferden ein eigentümliches
Phänomen beobachten läßt: Über Nacht pflegt bei einem oder dem anderen Pferde
die Mähne in schönen Strähnen zu kunstvoll gearbeiteten Zöpfchen geflochten zu
sein, und zwar derart fest, daß die Auflösung derselben jedesmal eine längere, geduldige
Arbeit erfordert. Die von mir angestellten Nachforschungen vermochten
die Sache nicht zu klären. Daß sich die Pferde dies selbst machen ist ganz unmöglich
; daß das Phänomen nicht von Menschenhand gemacht wird, davon konnte
ich mich mit Sicherheit überzeugen. Ich dachte schließlich an die kunstfertige
Arbeit kleiner Tiere, welche vielleicht bei den schlafenden Pferden diese Arbeit
vollbringen könnten, doch konnte diesbezüglich nicht das Geringste eruiert werden.
Als ich bei den Bauern hiesiger Gegend Umfrage hielt, erfuhr ich, daß diese Erscheinung
hier allgemein bekannt ist, und auf die Frage nach der Ursache bekam
ich stereotyp die Antwort: Ja, das macht der Schratte! *) Die Bauern nehmen also
bei dem Mangel einer sinnlichen Erklärung ohne weiteres an, daß ein lustiger
Hausgeist oder Kobold, der in der uns unsichtbaren ätherischen Region haust, sich
dieses harmlose Vergnügen macht. Es dürfte von Interesse sein, über diese Erscheinung
Umfrage und Nachforschungen anzustellen, ob tatsächlich keine sinnliche
Erklärung bekannt ist oder möglich wäre. —

(Da dem Schriftleiter analoge Fälle — jedoch in offenbar böser Absicht
und bösen Folgeerscheinungen — bekannt sind, so bittet er unsere Leser, diesbezügliche
Beobachtungen zu sammeln und dieselben unserer Zeitschrift zwecks Veröffentlichung
einzusenden.)

Ein neuer Fall von Transmutation. Vor ungefähr zwei Jahren hat Sir
William Ramsay durch die Einwirkung der Radiumemanation auf Kupfer dieses in
das Element Lithium überführt und damit experimentell jene Vermutung bestätigt,
die schon vorher insbesondere von Rutherford und Shoddy ausgesprochen wurde,
nämlich daß die Atome der Elemente von hohem Atomgewicht ihrer Natur nach
unbeständig sind und sich freiwillig in andere Formen der Materie verwandeln.
Dieser Fall von Transmutation, der berechtigtes Aufsehen in naturwissenschaftlichen
Kreisen hervorrief, erhielt aber durch Madame Curie, welche Ramsays Versuche
einer Nachprüfung unterzog, keine Bestätigung. Trotzdem hielt Ramsay seine Behauptungen
aufrecht und erklärte das Nichtgelingen der Transmutation von Kupfer
in Lithium durch Madame Curie lediglich damit, daß es in erster Linie auf die
Versuchsbedingungen ankommt, unter welchen das Experiment durchgeführt wird,
diese aber nicht immer richtig getroffen werden. Und noch ehe dieser Streit entschieden
ist, veröffentlichen jetzt Ramsay und sein Mitarbeiter Usher eine Reihe
von Versuchen, aus welchen hervorzugehen scheint, daß sich die Elemente der
Kohlenstoffgruppe des periodischen Systems, und zwar Silizium, Titan, Zirkonium
und Thorium unter dem Einflüsse der Radiumemanation in Kohlenstoff verwandeln I
Die Lösung der Kieselfluorwasserstoffsäure und die der Salze des Titans, Zirkoniums

*) Schratt = Kobold, Poltergeist;