Freiburger historische Bestände - digital

wird das Lebensbild dadurch, daß es die erste in deutscher Sprache erschienene
Einzelschrift ist, die auf Grund einer umfangreichen Literatur und eines gewissenhaften
Quellenstudiums Homes Leben und Wirken in objektiver Treue uns vor
Augen führt. Wenn ich noch erwähne, daß der Verfasser überdies allenthalben
wertvolle Belehrungen und geistreiche Erklärungen über das Wesen der Media-
nimität in zwangloser Weise in das Thema einfügt, so ist damit wohl genügend
gesagt, wie fesselnd und interessant das Buch für den Leser sein muß. Home
war eine Persönlichkeit, die durch mehrere Jahrzehnte die Aufmerksamkeit Europas
und Amerikas auf sich zog, das Interesse für okkulte Phänomene in
die weitesten Kreise brachte und zu ihrer Würdigung ümsomehr beitrug, als er
persönlich ein durchaus wahrhafter und lauterer Charakter war, der turmhoch
über andere Medien emporragt: man konnte ihn als ein klassisches Medium bezeichnen
. Alle Kundgebungen Homes als Medium tragen den Stempel lauterer
Wahrheit und untrüglicher Echtheit und sein Wirken als Medium war ihm stets
eine heilige Mission, war ihm Lebensaufgabe und Lebensinhalt. So wunderbar
und großartig die durch ihn bewirkten Phänomene waren, so schlicht und einfach
, so bescheiden und wahrhaft ist Home als Mensch geblieben. Es ist klar,
daß jeder Okkultist den Schotten Home kennen muß, und wir Deutsche müssen
Dr. W. Bormann dankbar sein, daß er uns Homes Bild in so würdiger Weise
vermittelt hat. Dr. Nepel.

Theosophie in Beziehung zum menschlichen J^eben. Vier Vorträge
von Annie Besant. Autorisierte Übersetzung von Camilla Wandrey. Verlag von
Max Altmann, Leipzig. Brosch. Mk. 1,80, geb. Mk. 2,60.

Immer wieder, so oft wir ein Buch, einen Aufsatz, einen Vortrag von
A. Besant lesen, bewundern wir die Tiefe und Harmonie ihrer Gedanken ebensowohl
als die Verständlichkeit und Prägung der Form, in der sie alles zum Ausdrucke
bringt. In den vorliegenden Vorträgen bespricht A. Besant die Theosophie
in Beziehung zur Religion, zur sozialen Frage, zur Politik und zur
Wissenschaft. Sie lehrt, wie die Theosophie gleich einem mächtigen Strome in
die großen Weltreligionen dringt und sie zu neuem Leben erweckt in dem Zeitpunkte
, wo sie ihren Kern zu vergessen und ihr Leben in Äußerlichkeiten, Zeremonien
, Aberglauben und weltlichen Absichten und Zwecken zu erschöpfen
drohen. Sie lehrt, daß alle sozialen Systeme, die zur Festigung der menschlichen
Gesellschaft, zur Linderung der Not und des Elends erdacht wurden, in der
Praxis immer und immer wieder zusammenbrechen, wie klug und gut sie auch
scheinbar ausgeklügelt sein mögen, wenn nicht Brüderlichkeit ihre Grundlage
gibt und wenn nicht dort der Hebel angesetzt wird, wo es not tut, nämlich
beim Einzelindividuum und bei der Familie. Erst müssen die einzelnen Menschen,
Familien und Rassen gehoben und veredelt werden, dann erst kann erfolgreich
die menschliche Gesellschaft begründet werden. Und inbezug auf Politik, ob es
nun eine lokale, nationale oder internationale Politik ist, muß der Sinn für selbstlose
Arbeit, der Geist für das Allgemeine in die Massen getragen werden; die
Regierung darf nicht durch egoistische Sendlinge der Massen geführt werden,
sondern durch die Besten und Erleuchtetsten der Nation. Ehrgefühl (Dharma,
Buschido, Arya) muß im Herzen des Volkes lebendig wirken. Der interessanteste
Teil ist das Thema über die Beziehungen der Theosophie zur Wissenschaft. An
der Hand eines klaren Tatsachenmaterials beweist A. Besant, wie die moderne
Wissenschaft sich Schritt für Schritt den alten Geheimwissenschaften nähert und,
obwohl dies ganz gegen ihre Absichten ist, den alten okkulten Lehren zu Hilfe
kommt und ihre Renaissance vorbereitet. Besonders dieses Thema soll jeder
Okkultist studieren und kennen, damit er bei Diskussionen in der Lage ist,
wissenschaftliches Tatsachenmaterial beizubringen. Dr. Nepel.

Druck von Karl Dietmar, Langensalza.