Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 340
(PDF, 134 MB)
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kann sagen, wie weit sich eine solche Wirkung erstrecken wird?" Man
bedenke, was dies heißen willl Wer dämonischen Menschen eine unglaubliche
Gewalt über die Geschöpfe, ja sogar über die Elemente zutraut
, der wird nicht nur an Lappalien, wie Tischrücken, Ablenkung der
Magnetnadel durch den Willen, Unverletzbarkeit gegen Feuer, forciertes
Pflanzenwachstum, mystische Erzeugung von Geräuschen und anderem
keinen Anstoß nehmen, sondern auch den auf der Durchdringung der
Materie beruhenden „spiritistischen" Apport, die Levitation, die Stigmatisation
, die weiße und schwarze Magie für möglich halten. Goethe
hat denn auch W. Scotts „Briefe über Geistererscheinungen und Hexerei"
gegen den Kanzler Fr. v. Müller sehr gelobt. Und ein anderes Mal, als
von der Seherin von Prevorst die Rede war, richtete er an denselben
Gewährsmann das folgenschwere Wort: „Ich zweifle nicht, daß diese
wundersamen Kräfte in der Natur des Menschen liegen, ja, sie müssen
darin liegen." Um die Bedeutung dieses auf genialer Intuition beruhenden
Ausspruches zu ermessen, muß man wissen, daß bei jener außerordentlich
veranlagten Somnambule fast alle Seiten des sogenannten Nachtlebens
der Seele vereinigt waren nämlich: Ahnungen, Visionen, zweites
Gesicht, Gedankenlesen, Doppelgängerei, ungewöhnliche Sensitivität (selbst
gegen Metalle und Pflanzen), Stellung von Krankheitsdiagnosen nebst
Angabe von Heilmitteln, siderische Veranlagung (mystische Zeichnungen
des Sonnen- und Lebenskreises), Geistersehen und förmlicher Verkehr
mit einer andern Welt.

Wie? Goethe sollte wirklich an richtige Geister geglaubt haben?
Dies folgt schon aus mehreren Zeugnissen, die er zugunsten der Fortdauer
nach dem Tode abgelegt hat. Ferner steht fest, daß er Swedenborg
unter dem Einfluß des Frl. v. Klettenberg gründlich studiert und
gar sehr geschätzt hat. In den „Frankfurter gelehrten Anzeigen" nennt
er ihn einmal den „gelehrten Theologen und Weltverkündiger" und ein
ander Mal den „gewürdigten Seher unserer Zeiten, zu dem Geister durch
alle Sinne und Glieder sprachen." Swedenborg ist auch jener Weise,
von dem es im „Faust" heißt:

Jetzt erst erkenn' ich, was der Weise spricht:
Die Geisterwelt ist nicht verschlossen.

Goethes Beziehungen zu Swedenborg sind von M. Morris im VI Bande
des „Euphorien" ausführlich bereits besprochen worden. Der Einfluß, den def
Seher auf den Dichter gehabt, offenbart sich vor allen Dingen in den Geisterszenen
des „Urfaust" und im Schlüsse des zweiten Teiles des „Faust".
Morris, der diesen Einfluß an vielen Einzelheiten nachweist, muß zudem
einräumen, daß es sich überhaupt um eine durch den nordischen Seher
genährte, ganz ungewöhnlich starke Neigung, die Welt mit Geistern zu
bevölkern, handelt. Den von Morris für diese Tatsache angeführten
sechzehn Belegen habe ich in meiner Schrift nicht weniger als 36 hinzugefügt
. Dies beständige, das ganze Leben hindurch und bei den ver-


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