Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 352
(PDF, 134 MB)
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wie sie bei den Indern seit Jahrtausenden üblich sind. Nicht allein der
Verstand, sondern auch das Gefühl und der Wille soll geübt werden.

5. Die Mystik muß künftig die Hauptrolle spielen, wie sie in den
großen katholischen Vertretern (Suso, Tauler, Eckhard, Bonaventura,
hl. Therese, Johann vom Kreuz, Thomas a Kempis u. a.) für das Gefühl,
den großen indischen Brahmanen und modernen Theosophen (Franz
Hartmann, Annie Besant, Leadbeater, Steiner u. a.) für den Intellekt,
den großen Heiligen (Franz von Assisi, Vincenz von Paul, hl. Elisabeth,
Jungfrau von Orleans u. a.), für den Willen zutage getreten ist.

6. Vertrautheit mit den Forschungen des Spiritismus ist wünschenswert
. Die Ansicht, daß alle spiritistischen Phänomene vom „Teufel*
kämen, wie es die katholische Theologie noch immer annimmt, ist unhaltbar
. Eine unvoreingenommene wissenschaftliche Prüfung der transzendentalen
Erscheinungen muß von den Theologen vorgenommen werden.
Die ganze Lehre vom Astralgebiet soll den Theologen gründlich vertraut
sein. Wenn es die Religion wesentlich mit dem „Jenseits" zu tun hat,
so muß man das Jenseits doch kennen. Christentum ist aber wesentlich
Jenseitsreligion.

7. Es müßte ein Unterschied zwischen esoterischer und exoter
i scher Auffassung zugelassen werden. Je nachdem ich mir die Welt
als in mir (Kantscher Idealismus) oder außer mir vorstelle, kann ich dieselbe
Sache verschieden ansehen. Die katholische Kirche kann ganz
gut die Anschauungen der modernen Philosophie (Indentitätsphilosophie
Schellings usw.) anerkennen: sie steht nicht in einem unüberbrückbaren
Gegensatz zur Lehre des Thomas von Aquino. Beide Auffassungen
sind möglich: es ist Sache der Anschauung, ob ich mir etwas exoterisch
oder esoterisch vorstelle. Jedenfalls müßte die Philosophie desVedanta
gründlich gelehrt werden.

8. Die Einteilung des Menschen (wie der ganzen Natur) in sieben
Prinzipien muß unbedingt eingeführt werden. Ohne sie kann man die
menschliche Natur gar nicht verstehen und in ihrem Unterschiede von
Mineral, Pflanze und Tier begreifen. Auch ist die ganze okkulte Vorgeschichte
des heutigen Menschen rückwärts zu verfolgen bis zum Ursprünge
, so daß die kindlichen Vorstellungen von der Erschaffung der
Welt in 6 Tagen, dem Falle Adams, der Erbsünde usw. in ihrem wahren
Lichte erscheinen.

9. Man muß auch anerkennen, daß die Unfehlbarkeit der Kirche
nur eine relative sein kann. .Sie kann nur so aufgefaßt werden, daß sie
für den Durchschnittsmenschen gewisse Lehren und Grundsätze als richtig
hinstellt, die für weiter Fortgeschrittene ganz anders lauten würden.
Daher soll man freilich nicht offen gegen die Kirchenlehre auftreten, weil
sonst die Masse des Volkes ganz vom Glauben ablallen könnte. Aber
jedem denkenden Gelehrten muß es erlaubt sein, seine Meinung zu


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