Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 378
(PDF, 134 MB)
Bibliographische Information
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fünfzehnjährigen Waise, begleitet. Seit dem ersten Tage ihrer Ankunft begann es
in der Wohnung zu brennen. Zuerst flammte die Gardine auf, ohne daß Licht in
die Nahe gekommen war. Dann brannten der Küchenschrank, ein Teppich und ein
Tisch. Die Flammen wurden leicht gelöscht, brachen aber an verschiedenen Stellen
immer von neuem aus. Sogar während der Untersuchung durch die Polizei flammte
neben dem Protokollführer plötzlich ein Stoß Zeitungspapier auf. Bei genauer
Nachforschung fand man Teller und Töpfe mit einer Mischung erfüllt, die nach
Terpentin roch. Mit der gleichen Mischung waren die Möbel bestrichen und die
Gardinen getränkt. In dem Wäscheschrank waren einige Zettel angeheftet, auf denen
zu lesen stand, daß dies eine kleine Überraschung für die Herrin sein sollte. Es
stellte sich heraus, daß die fünfzehnjährige Magd diese Zettel geschrieben hat. Sie
ist sofort verhaftet worden, aber die Polizei weiß es nicht zu erklären, wie dies
halbe Kind alle Möbel und Zimmer in einer unbekannten Wohnung imprägniert
haben soll, und der Direktor des Laboratoriums findet keine Aufklärung über die
Art, in der fortwährend die Brände ohne Feuer entstehen. Einige Leute glauben
bereits, daß Augustine Fersaucourt, so heißt das Mädchen, mit Geistern in Verbindung
stehe und ein besonders veranlagtes Feuermedium sei. Andere sind der
Ansicht, daß das eigentliche Medium die Vorgängerin Augustines sei, die aus ihrem
Dienst entlassen wurde, aber in Paris blieb und während der letzten Monate die
Möglichkeit gefunden haben kann, in die verlassene Wohnung einzudringen und das
gespenstische Feuerwerk vorzubereiten.

Ein Erfolg der Wünschelrute. Auf Bahnhof Gr.-Bestendorf fehlte es seit
längerer Zeit an einer ergiebigen Wasserquelle, da die vorhandenen Pumpanlagen
für den Bedarf nicht ausreichten. Herr Rittergutsbesitzer Edler von Graeve-Neuhof
bezeichnete nun durch die Wünschelrute eine Stelle, an der Wasser vorhanden sein
sollte. Die königliche Eisenbahnbetriebsinspektion Alienstein ließ Bohrversuche
ausführen, die auch von Erfolg gekrönt waren, denn in einer Tiefe von 14 Metern
wurde genügend Wasser gefunden. Die Wasserschicht beginnt 11 Meter unter der
Erdoberfäche, das Wasser steht 6 Meter hoch im Rohr. Die königliche Eisenbahn-
Betriebsinspektion hat Veranlassung genommen, Herrn Edler von Graeve für sein
Entgegenkommen durch ein Schreiben besonders zu danken.

* (Osteroder Zeitung, 7. Dez. 1909.)

Die Lourdes-Wunder vor Gericht. In dem Münchener Pressebeleidigungsprozeß
, zu dem der Streit um die angeblichen Heil wunder in Lourdes Veranlassung
gegeben hat, wurde noch als Sachverständiger Nervenarzt Dr. Rehm
vernommen. Er erklärte, er sei wie andere Fachleute der Ansicht, daß die psychischen
Momente auch auf organische Erkrankungen einwirken können. Es
sei nur daran zu erinnern, daß Gelähmte bei plötzlichem Schreck gehen können,
und Ähnliches mehr. Der mächtigste psychische Impuls seien die religiösen
Glaubensvorstellungen. Zweifellos seien eine Menge Heilungen in Lourdes vorgekommen
. Auf die Kranken, die sich schon wochen- und monatelang auf Lourdes
vorbereitet hätten, übte der psychische Chock eine günstige Heilwirkung aus. Solange
man die psychischen Einflüsse und die Wirkung hypnotischer Beeinflussungen
nicht kannte, habe man für solche Erscheinungen keine Erklärung gehabt.
Dann zog der Verteidiger des Klägers Dr. Aigner aus den Sachverständigengutachten
die Schlußfolgerung, daß die vermeintlichen Wunderheilungen auch eine
durchaus natürliche Erklärung finden könnten und daß es durchaus berechtigt sei,
Zweifel an den Wundern zu äußern.

Soweit der Zeitungsausschnitt. Also man gibt bereits von Seite der Wissenschaft
zu, daß die „religiösen Glaubensvorstellungen0 die mächtigsten psychischen
Impulse sind und daß dieselben auch imstande wären, heilend auf organische Krankheiten
einzuwirken. Neu ist diese Tatsache nur für Männer der Wissenschaft, denn


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