Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 490
(PDF, 134 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0497
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manchmal nur eine oder zwei. Oft kommt es vor, daß er bei Beginn
erklärt: ,Heute habe ich keine Gedichte mitgebracht/ Es hilft dann
weder Suggestion noch irgendwelches Bitten. Erich ist eben Herr der
Situation, nicht wir. In diesem Fall unterhält man sich oft in ernster,
oft in der launigsten Weise mit Erich, bis er erklärt, nun ,fortf zu wollen.
Er sagt uns allen hübsch: ,Adieu, liebe FreundeI Auf Wiedersehen!4
In demselben Augenblick stürzt das Medium wie vom Schlage gerührt
in sich zusammen; wieder ist die merkwürdige Schlaffheit der Glieder
eingetreten. Nun wird der junge Mann geweckt, indem ich ihn anrufe:
,Monsieur X., est-ce que vous m'entendez? (,Herr X., hören Sie mich?)
Ein leichtes Zucken geht durch seinen Körper und kaum vernehmlich
antwortet er: ,Oui.' Nun folgen die Befehle zum Erwachen — und er
erwacht, ganz verdutzt sich die Augen reibend. Von den soeben erhaltenen
Gedichten hat er keine Ahnung; ich muß sie ihm vorlesen.
Oft versteht er sie auch nicht, und dann lasse ich mir die Mühe nicht
verdrießen, sie ihm nach Möglichkeit zu erklären. ... So habe ich vom
21. November 1901 bis 23. März 1905 mit diesem Medium experimentiert/
Nach dieser Frist erklärte „Erich", wie schon gesagt, daß seine
„Mission41 erfüllt sei; es „tue ihm leid", er könne nun „nicht mehr
kommen"; er habe sich ein anderes und höheres Ziel gesteckt, zu dem
er nun dies Medium nicht mehr brauchen könne. „In der zweitletzten
Sitzung", schreibt Wagner, „am 16. März 1905 gab er uns ,zur Erinnerung
* den Spruch: ,Wir sind nicht geschaffen, o glaubt es mir, für die
Freuden der Welt noch für die Leiden der Welt: aber sie beide für uns!4
In der letzten Sitzung erhielten wir noch das fünfzigste Gedicht: ,Der
Mond4 und das war in der Tat das letzte ,Lebenszeichen' von Erich.
Ich stellte später noch einige Versuche mit dem Medium an? aber alle
Mühe war vergeblich. Erich war und blieb fort; es gab keine Gedichte
mehr."

Von welcher Art und welchem Werte sind nun diese so seltsam
empfangenen Gedichte?

Da steht gleich als Nr. 2 eine Ode an „Louis van Beethoven", mit

folgender Strophe beginnend:

„Klangparadies, dem Pöbelvolk verschlossen,
Dem Ohre des Geweihten nur bekannt:
Wer hat dir deine Saiten ausgespannt,
Du Einsamer, hoch über den Genossen,
Du träumerischer, klagender Gigant?"

und mit den Worten schließend:

„Mann, mit verhülltem Glauben, Lieben, Hoffen,
Wie mag dir sein, wenn einst dein Ohr dir offen,
Und du am Thron die Gottesharfe rührst ?*

Aus dieser Anspielung auf Beethovens Gehörleiden scheint hervorzugehen
, daß dieses Gedicht zu des Komponisten Lebzeiten entstanden
ist (Beethoven starb 1827, das Medium ist 1881 geboren.) In einem


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