Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 493
(PDF, 134 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0500
Wagner frug einen literarischen Fachmann, ob ihm die Gedichte
bekannt wären; der Literaturgelehrte mußte verneinen. (Als Kuriosum
sei noch angemerkt, daß sich auch ein Gedicht in nachgeahmt mittelhochdeutscher
Sprache dazwischen findet, wobei Erich die selteneren
Worte, die dem Protokollführer ebenso fremd waren wie den andern
Teilnehmern, genau buchstabierte.)

Damit hängt die weitere Frage zusammen: Wie erklärt sich dieses
ganze Dichten, dieser ganze Vorgang?

Stellen wir uns noch einmal die Situation vor. Ein Mülhäuser
Junge von zwanzig Jahren, der besser Französisch als Hochdeutsch kann
und nur einfache Volksschulbildung besitzt, wird durch eines Hypnotiseurs
magnetische Striche in Hypnose versetzt. Er liegt zunächst wie
ein leerer Sack bewußtlos auf seinem Fauteuil; plötzlich fährt wie ein
Blitz ein Ruck in diese Körperhülse; ein neues Wesen ergreift von dem
Körper Besitz, richtet sich empor und spricht in tiefem Baß ein glockenklares
Hochdeutsch, in welcher Sprache dies Wesen dann auch jene
Gedichte diktiert — Gedichte, die von hoher Bildung zeugen. Hernach
sinkt das Medium wieder in sich zusammen, der Hypnotiseur gibt den
entsprechenden Befehl, und es erwacht wieder der Französisch oder
„Elsässer Ditsch" parlierende einfache Handwerker.

Wie erklärt dies die Wissenschaft?

Der Materialist oder Monist weis genau, daß es keine Geister gibt
und daß der Mensch individuell nicht unsterblich ist. Er erklärt alles
aus dem Stoff.*) Der Stoff hat gewisse Kräfte und Fähigkeiten; so hat
auch das Gehirn — nicht in den tagwachen Abteilungen, aber in den
Regionen des Unbewußten oder Unterbewußten — gewisse Fähigkeiten,
aus denen sich die somnambulen und spiritistischen Phänomene für den
Materialisten restlos erklären. T)as „Unterbewußtsein" ist für den Materialisten
die große Vorratskammer des Unerklärlichen, das große X, das
wissenschaftlich klingende Wort, in dem alles Unerklärliche der oben
erzählten Art untergebracht wird. Dieser junge Mann hat olfenbar einmal
irgendwo jene 50 Gedichte gelesen und im Unterbewußtsein aufgespeichert
. Im normalen Wachzustande erinnert er sich dessen nicht mehr;
aber im sogenannten „Trans" wachen diese Erinnerungen wieder auf.
Er fühlt sich dann selbst als Dichter; er spielt die Rolle des Dichters,
denn das „Unterbewußtsein" — das heben alle Forscher dieser Gattung

*) Wenn das nur so leicht möglich wärel Das Atom lost sich für den heutigen
Physiker als Kraftwirbel im Äther auf; was aber der Äther selbst ist, welche
Eigenschaften er hat, wer ihn bewegjt, kurz welche Kraft die Erscheinung „Materie"
hervorruft und was diese Kraft ihrem Wesen nach ist, darüber schweigt die
Wissenschaft und will doch alles aus dem Stoff erklären. Auf der einen Seite
gibt die Wissenschaft also selbst zu, nichts zu wissen, auf der anderen Seite weiß
sie genau, daß es keine Geister gibt, daß der Mensch keine unsterbliche Seele besitzt
usw. (Der Schriftleiter.)


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