Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 496
(PDF, 134 MB)
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Hierbei soll im übrigen ganz abgesehen werden von der sog.
direkten oder Geisterschrift, welche ohne eine sichtbare schreibende
Hand erzielt worden ist, z. B. von Professor Zöllner in Leipzig durch
das Medium Stade, wie seiner Zeit in den Psych. Studien glaubhaft
nachgewiesen worden ist. Diese Schrift hat zwar auch einen medialen
Ursprung, doch wirkt das Medium hier nur indirekt. Viele Leser werden
dabei vielleicht auf dem Standpunkt stehen, dieses Entstehen einer Schrift
auf den Innenflächen zweier zusammengebundenen Schiefertafeln als
einen geschickten Betrug anzusehen. Sie werden sich davon auch nicht
abbringen lassen, wenn ich erwähne, daß ich selbst gelegentlich einer
Sitzung eine Bleistiftschrift in meinem eigenen Notizbuch lediglich durch
Handauflegen auf das geschlossene Buch bei einem bekannten Medium
erhielt. — Von diesen Schriften bezweifelten, vielleicht transzendentalen
Ursprungs wollen wir, wie gesagt, absehen. Wir wolten vielmehr der
Betrachtung lediglich die Schriften unterziehen, welche durch ein sog.
Medium, d. h. durch einen sensibel angelegten Menschen in einem eigenartigen
Traumzustande, welchen man nach dem Vorgange der Engländer
Trance*) nennt, erzielt werden können oder vielmehr — und das ist
oft der Fall — ohne jede Absicht hervorgebracht werden.

Je nach der Tiefe oder dem Grade des Traumzustandes können
wir bezüglich der Entstehung der Schrift verschiedene Unterschiede
machen. Im Tieftrance verlieren die Medien ihr Tagesbewußtsein ganz,
schließen zumeist die Augen und wissen überhaupt nicht, was sie tun
und treiben oder sagen und schreiben; es erweckt den Anschein, daß
eine unbekannte Kraft sich der Medien wie einer Maschine bedient; man
spricht deshalb von mechanischen Schreibmedien. Andere Personen
befinden sich zwar in einem eigentümlich befangenen Geisteszustand,
wissen aber sehr wohl, was sie tun, aber nicht immer, was sie schreiben,
d. h. den Sinn des Textes. Die Schrift wird in so rasender Geschwindigkeit
hergestellt, daß die Augen kaum folgen können. Die dritte Art
der medialen Schrift ist die, bei welcher die Hand lediglich unter der
Leitung des Bewußtseins arbeitet und die Augen die gleichzeitige Durchsicht
übernehmen, der Text aber durch eine bewußte Inspiration entsteht
, also ohne vorherige Überlegung erzeugt wird, so zwar, daß die
Worte einzeln in das Tagesbewußtsein eintreten, der fertige Text dann
aber einen richtigen Satzbau und logischen Zusammenhang ergibt. In
diesem Falle kann sich das schreibende Medium natürlich auch der ihm
etwa geläufigen Stenographie bedienen, wie solches mir von einem Gymnasiasten
bekannt geworden ist. Solcher Art medialer Schriften in gewöhnlicher
Schrift ist bereits eine große Menge entstanden. Diesen Ursprung
hat z. B. die neutheosophische Literatur, welche auf direkte Inspiration
der persönlich gedachten Gottheit zurückgeführt wird und welche

*) Früher sprach man von magnetischem Schlafe.0


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