Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 498
(PDF, 134 MB)
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weiter rast die Schrift, bei welcher oft die Worte ohne Absetzen und
ohne I-Punkte und U-Haken *) in einem Zuge geschrieben werden. Das
schreibende Medium blickt wohl auch bisweilen mit offenen Augen im
Kreise herum, ohne mit dem Schreiben innezuhalten, und weiß meist
nicht, was es eigentlich geschrieben hat, wenn der Bleistift der Hand
entfällt, nachdem die unbekannte Kraft zu wirken aufgehört hat. Oft
wird auch ein starker Punkt zum Schluß gewissermaßen auf das Papier
gehauen und der Bleistift kräftig weggeschleudert. Wie von einem Zwangszustand
erlöst atmet das Medium auf und sieht sich staunend und fragend
im Kreise um; die andern aber, welche die schreibende Person nicht
mit Anreden oder Zwischengreifen stören durften, versuchen, bald, die
nicht immer deutlichen Züge zu entziffern und den Sinn dieser so eigenartig
entstandenen Schrift zu enträseln.

Entstellende Berichte über spiritistische Zirkelsitzungen stellen die
Sache fäschlicherweise so dar, als ob in allen Fällen die Teilnehmer
Fragen stellen, die dann durch die Schrift des Mediums ihre Beantwortung
finden sollen und durch einen listigen Betrug oder aber durch
die Einflüsse der Suggestion auch fänden. Es mag auch diese Art der
Fragestellung bei ungebildeten und neugierigen Leuten, die sich mit
Spiritismus befassen, in Anwendung sein. Je höher aber ein Medium
in sittlicher und geistiger Beziehung steht, desto mehr kommt sie in
Wegfall, und das Medium wird nur zum Stifte greifen, wenn es sich von
innen dazu gedrängt und getrieben fühlt. Und in diesen Fällen entstehen
dann oft umfangreiche Texte tiefsinniger und hoch poetischer
Art, die unsere Bewunderung erregen müssen.

Die Zahl der sog. Schreibmedien ist keineswegs klein; in allen
größeren Städten Deutschlands werden sich nicht bloß einzelne, sondern
eine ganze Anzahl finden, die teilweise freilich auch nur Schriften banalen
Inhalts liefern. In Frankreich, England, Amerika und neuerdings
auch in Italien findet dieses sog. automatische Schreiben wie die
anderen okkulten Phänomene schon längst größere Beachtung, während
es bei uns, selbst noch in gebildeten Kreisen, nicht bekannt ist und angezweifelt
wird.

Von Medien, deren Schriften teilweise gedruckt sind, seien im Anschluß
einige erwähnt: Fürstin Karadja, eine Russin; Gräfin Adelma von
Vay, eine Österreicherin; Madame Esperance, eine Engländerin von Geburt
; der Franzose Allan Kardek; Frau Dr. Blüthgen (vgl. den Roman
ihres Gatten: Die Spiritisten); Herrn. Claus, gest. in Dresden; Franz
Schumi-Graz; Frau H. P. Blavatsky, die Begründerin der theosophischen
Gesellschaft; der Schriftsteller Hans Kordon (f), früher Redakteur in
München. Die umfangreichsten Niederschriften haben die Schreiber der

*) Gerade dies ist der medialen Schrift eigentümlich und es ist ganz falsch,
wenn Bohn in seinen Untersuchungen über die Tranceschriften einen Beweis für
Betrug darin erblickt


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