Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 514
(PDF, 134 MB)
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die wenige Monate vorher tief verachtete Welt zurück. Von ihm gewarnt
, hüteten sich seine Kunstgenossen, dem Rufe Jehoshuas zu folgen.

Der wäre nun zwar nicht ein König ohne Land, aber ein Prophet
ohne Gläubige gewesen, wenn er nicht das Glück gehabt hätte,
mit einzelnen theosophisch Gesinnten bekannt zu sein und wenn nicht
der Goldklang der vermeintlichen Millionen manchen Anhänger herbeigelockt
hätte.

Bei unserem Eintreffen auf Monte Christo waren gegen 30 Personen
anwesend. Ab und zu verließen wohl „Abtrünnige" die Gemeinschaft
, doch traten fast sofort neue Gläubige an ihre Stelle. Die Mitglieder
wohnten, nach „magnetischen Kreisen* gesondert, in einzelnen auf
dem Berghange verstreuten Häuschen. — Wenn die Morgen- und die
Abendröte ihren Zauber über Monte Christo ausbreiteten, war es, als ob
selbst die Natur diese Stätte ausersehen hätte, ein Sammelpunkt befreiter
Menschen zu sein. Größe und Stille war die Signatur dieses Ortes. Zu
den Füßen der Gemeinschaftshäuser dehnten sich die Matten bis an den
Absturz des Berges. Tief im Grund lag der See. Am andern Ufer
hob sich steil der Fels. In halber Höhe gab er einem Dörfchen Raum,
das, wie in Angst vor der Tiefe, sich schutesuchend an die Bergwand
hinter ihm schmiegte. Kerzengrade und hoch stieg sie in die Luft. Auch
rechts und links schlössen hohe Bergriesen das Senetal ab, und im
Rücken von Monte Christo vollendeten andere den steinernen Ring.

Der erste, der uns bei unsrer Ankunft in Sarden begrüßt hatte,
war ein junger Lehrer aus Sachsen. Seine Stellung an der Mittelschule
einer Kleinstadt hatte er eines langwierigen Lungenleidens halber aufgeben
müssen. Zur gänzlichen Wiederherstellung war ihm ein Aufenthalt
im Süden verordnet worden. Dort kam er mit theosophischen
Kreisen in Berührung. Schon lange mit der kirchenchristlichen Auf-
fassung zerfallen, aber voller Sehnsucht nach einem Ubermenschen,
glaubte er in Helena Petrowna Blavatsky, die ihm von seinen neuen
Bekannten fast als Halbgöttin geschildert wurde, das ersehnte Idol gefunden
zu haben. Als dann aber eines Tages Jehoshua in diesem Kreise
erschien, da verblaßte das Bild der wunderlichen Adeptin vor dem
übermächtigen Eindruck, den dieser Mann auf jeden schwächeren
Charakter machen mußte. Zu den starken Seelen aber gehörte der
junge Lehrer nicht. Er brauchte einen Halt, eine Stütze. Für einige
Zeit hatte er sie in Jehoshua gefunden. Mit leuchtenden Augen berichtete
er von dem Leben auf Monte Christo. „Jeder gibt sich selbst, und das
ist alles, was er besitzt", in diesem Satz gipfelte seine Schilderung.

Den Stamm der Kolonisten bildeten ein verabschiedeter Oberst mit
Frau, Schwiegermutter und einem außerordentlich zahlreichen Nachwüchse.
Die Vorkommnisse, die den Oberst aus seinem Dienst vertrieben hatten,
waren durchaus harmloser Natur gewesen, aber sie zeugten auch von einer
bedenklichen Naivetät, so daß er sich nach ihrem Bekanntwerden


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