Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 522
(PDF, 134 MB)
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und in prophetischem Tone, daß Cola innerhalb eines Monats ihm dorthin folgen
würde, wohin er, der Mönch, jetzt gehen müsse. Und es kam auch wirklich so,
wenn auch die gestellte Frist um ein paar Tage überschritten wurde: Fra Moriale
wurde am 29. August 1854 enthauptet und Cola wurde am 8. Oktober desselben
Jahres von der aufgebrachten Volksmenge erschlagen. — Die Brüder Juan und Pedro
Alfonso de Carvajal, genannt die Carvajales, die sich unter Alfonso X. von Kastilien
und später unter Ferdinand IV. als Revolutionäre berühmt gemacht haben, wurden
beschuldigt, einen Günstling des letztgenannten Königs ermordet zu haben. König
Ferdinand verurteilte sie, ohne daß ein Beweis für ihre Tat erbracht und ohne daß
ihnen der Prozeß gemacht worden wäre, zum Tode. Bevor sie zum Galgen gingen,
kündigten die beiden Opfer spanischer Willkürherrschaft dem König an, daß er
innerhalb einer Frist von dreißig Tagen vor Gottes Richterstuhl erscheinen werde.
Am dreißigsten Tage war Ferdinand so frisch und gesund wie nur je zuvor; am
folgenden Tage aber fand man ihn tot in seinem Bette. — Noch bekannter ist die
Todesankündigung, die Jakob Bernhard v. Molay, der letzte Großmeister der Tempelherren
, an den Papst Clemens V. und an Phillipp den Schönen, der den Orden der
Tempelherren wegen seiner Macht haßte, richtete. Diese ließen den Ordensmeister mit
in allen Frankreich lebenden Rittern des Ordens, angeblich wegen Ketzerei, verhaften
und vor ein gedungenes Gericht stellen. Am 18. März 1313 wurde Molay nach jahrelangem
Leiden im Kerker und den grausamsten Mißhandlungen in Paris verbrannt. Als
er auf dem Scheiterhaufen stand, verkündigte er dem Papste, daß er innerhalb einer
Frist von vierzig Tagen folgen würde und daß der König höchstens noch ein Jahr
und einen Tag zu leben habe. Und so war es wirklich: der Papst starb am vierzigsten
Tage und der König nach einem Jahre. — Noch frischer in der Erinnerung
ist die Geschichte des schottischen Reformators Georg Wisart, der vom Kardinal
Beaton zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Als die Flammen
schon den Körper des Opfers berührten, sprach dieses die furchtbaren Worte: „Der
Mann, der, auf sein hohes Amt pochend, mir dieses Los bereitet hat, wird dahingerafft
werden, bevor noch die Bäume, welche für meinen Scheiterhaufen Reisig
geliefert haben, neue Blätter angesetzt haben werden." Die Worte waren im
Februar gesprochen worden: im Mai desselben Jahres war Kardinal Beaton eine Leiche.*
Wer die Geschichte des Mittelalters vom okkulten Standpunkt aus studiert,
findet eine Menge ähnlicher Fälle. Diese Todesankündigungen waren damals als
„Ladungen vor Gottes Richterstuhl" bekannt und gefürchtet. Inwiefern dabei
Fluchwirkungen oder hypnotische oder sonstige okkulte Einflüsse wirken, läßt sich
schwer bestimmen. Aber an den Tatsachen läßt sich wohl nicht rütteln; sie sind
zugleich eine Warnung für Tyrannen, mögen diese eine noch so hohe weltliche oder
geistliche Würde einnehmen. Der gerechte Fluch erreicht Päpste ebenso wie Könige.
So furchtbar die Sache ist, man kann darin schwerlich etwas anderes finden als
das Wirken der ausgleichenden göttlichen Gerechtigkeit: Karma-Nemesis.

(Der Schriftleiter.)

Einen schlagenden Beweis für die Macht der Einbildung erbringt
ein amerikanischer Arzt, Dr. Charles K- Mills aus Philadelphia, in einer englischen
Wochenschrift. Ein junger Bankbeamter, der sich überanstrengt hatte und unter
der Sommerhitze litt, wandte sich an einen Arzt. Der Mediziner untersuchte ihn,
prüfte die Lungen und sagte dann ernst: „Ich werde Ihnen morgen schreiben." Am
nächsten Tage erhielt er einen Brief, in dem der Arzt ihm riet, seine irdischen Geschäfte
in Ordnung zu bringen, er habe keine Zeit mehr zu verlieren. „Natürlich
können Sie vielleicht noch wochenlang leben, aber Sie tun gut, wenn Sie Ihre
Angelegenheiten ordnen." Die rechte Lunge sei verloren und das Herz von einem
schweren Leiden befallen. Der junge Patient war über diesen Brief, der sozusagen
schon ein Totenschein war, aufs tiefste bestürzt. Er ging nicht in sein Bureau, schon
am Mittag hatte er Atembeschwerden und Herzschmerzen. Er hütete das Bett? und


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