Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 538
(PDF, 134 MB)
Bibliographische Information
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Forscher, sei es auch, daß sie die okkulten Tatsachen Anfangs in ihre
äußerlich mechanistische Naturauffassung einbeziehen möchten, wird nicht
ausbleiben. Wir haben im Bereiche der Sage und Geschichte manches
Beispiel lange erharrender, treu vollendender Geduld. Wir lesen, wie
viele Jahre lang Jakob um Rahel freite, von der prüfungsreichen Wüstenwanderung
des Volkes Israel, ehe es sein gelobtes Land betrat; wir wissen
von den zwölf Knechtestaten des hellenischen Nationalhelden vor seiner
Erhöhung zum Olymp, von der langwierigen männervertilgenden Bezwingung
Ilions durch die Achäer, dann von scheinbar endlosen Irrfahrten
des Dulders Odysseus und Penelopes unverführtem Ausharren, oder in
der deutschen Sage von Kriemhilds später Vergeltung für die Ermordung
ihres Siegfried. Bereit blieben sie alle und erfreuten sich der ersehnten
Stunde. Wir kennen das Gleichnis auch von den zehn klugen Jungfrauen,
die mit ölgefüllten Lampen des Bräutigams warteten. „Bereit sein ist
allesl" Das hören wir aus dem Munde des jungen Helden, der nach
unsagbaren Schicksalspeinigungen dem Rufe zur Rache erst nach ängstlichem
Befragen seines Gewissens folgen will, doch für diese Rache, die
weit mehr noch die Seele als den Leib durchbohren soll, keine Gelegenheit
befriedigend findet. Dem in Bereitschaft Harrenden kommt die
Stunde, da er den Kronendieb mitten in der „Maienblüte seiner Sünden",
wie er es begehrte, niederstreckt. So wird der Monismus des
den Stoff umfassenden Geistes, der in der Rüstung des Okkultismus
sich in Bereitschaft hält, den Reich und Namen usurpirenden „Monismus
" des Stoffes zur rechten Stunde zu Boden werfen in seines Irrwahnes
prangendster „Maienblüte."

2. Tibetanische Mystik und IiamanWeisheit.

Von Dr. Th. Faucheur von Orleans.
(Mesopotamien 1897.)
(Fortsetzung.)

_ * •

Während wir durch das enge Tal von Utschhöj ritten, wollte und
konnte sich kein Gespräch anbahnen. Weit und breit sahen wir Hunderte
und Tausende von schwarzen Kamelhaarzelten der Millihurden.j^Erst
als wir links in der Richtung von Karadjurum abbogen, entkamen wir
aus dem Bereiche des unruhigen Nomadenlagers, welches sich aus der
Vogelperspektive wie ein in emsiger Tätigkeit durcheinander kribbelnder
Ameisenhaufen ausgenommen hätte.

Tsehang-gatze-Lama hielt seine blinden Augen bei grellem Lichte
geschlossen, während er bei gedämpfter Beleuchtung und in der Dunkelheit
mit seinen erloschenen Augensternen immer ins Weite schaute. Es
kam uns übrigens nie zum Bewußtsein, daß er blind war, denn vermöge
seines hochausgebildeten Tastsinnes und noch mehr wegen seines inneren
Schauens (gleichsam hellseherischen Tätigkeit) fand er sich in jeder
Situation wie ein Schauender zurecht. Natürlich waren seine Bewegungen


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