Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 549
(PDF, 134 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0556
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ist dieses „Gesetz" nichts anderes als eine waghalsige Hypothese; es
ist schlechterdings noch lange nicht nachgewiesen, daß die
Kräfte, die wir aujf der Erdrinde kennen, auch in unserem
ganzen Sonnensystem in der uns bekannten Form existieren.*)
Es ist eben eine ganz unwissenschaftliche Art, eine Hypothese für
ein Gesetz auszugeben. So etwas kann gar nicht oft genug gerügt
werden.

Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sich die Weltkörper so einfach
anziehen, wie der fallende Apfel vom Erdboden angezogen wird;
wäre das der Fall, so müßten wir schon Zusammenstöße von Weitkörpern
erlebt haben. Ein solcher Zusammenstoß ist aber noch nicht beobachtet
worden; das Aufflammen neuer Sterne beweist aber noch lange nicht
einen Zusammenstoß. Daß Meteorschlacken einmal zur Erde herunterkommen
, beweist ebenfalls nicht, daß ein einziger Meteorit als Ganzes
in unsrer Erdatmosphäre zugrunde ging. Die Annahme, daß die Sternschnuppen
einfach verpuffende Meteoriten sind, ist eine Hypothese, die
sich nicht beweisen läßt.

Wenn man von „kosmischer" Anziehungskraft spricht, so müßte
man auch fragen, ob sich auch die Sonnensysteme gegenseitig anziehen.
Die Sonnen sind so weit von einander entferntl Wenn man 4sich die
Sonnen in Erbsengröße denkt und man die eine Erbse auf den Nordpol
der Erde legt, so müßte man die zweite Erbse auf den Südpol der
Erde legen, will man ein Bild davon bekommen, wie weit unsere Sonne
von der nächsten entfernt ist.

Wäre eine Anziehungskraft überall vorhanden, so müßte sie auch
zwischen diesen beiden weit entfernten Sonnensystemen vorhanden sein,
und auch zwischen den Milchstraßensystemen. Und das wirkt doch ungeheuerlich
.

Es ist somit nicht richtig, ganz bescheiden und ruhig dazusitzen,
wenn jemand salbungsvoll sagt:

„Hier, meine Damen und Herren, ist das Prinzip der Attraktion,
das überall im Universum seine Gültigkeit besitzt."

Es empfiehlt sich, solchen anmaßlichen Worten kühler zu begegnen
und einfach zu fragen:

„Sind Sie schon überall im Universum gewesen?"

Und wenn das verneint wird, so muß man einfach fortfahren:

„Reden Sie nur von Dingen, die Ihnen bekannt sind."

*) Geheimrat Dr. v. Seeliger, Direktor der Münchener Sternwarte, hielt vor
der Bayrischen Akademie der Wissenschaften vor ungefähr Jahresfrist einen Vortrag,
der die Frage behandelte: „Sind unsere Naturgesetze auf das ganze Weltall anwendbar
?" Auch er kam zur Schlußformel, daß wir darüber nichts Positives wissen.
So sagt er beispielsweise betreffend der Gravitation: „Dieselbe habe sich wohl
innerhalb unseres Sonnensystems glänzend bewährt. Wie sich aber die Anziehungskräfte
über Strecken hin gestalten, die den Entfernungen der Fixsterne
von einander entsprechen, dafür fehlt bis jetzt jede Andeutung."


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