Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 564
(PDF, 134 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0571
— 564 —

wir die Pfade unserer Zukunft nach dem zeitlichen Tode ebenso in
ihr erblicken können.

Freilich müssen die Schranken, die uns in unserm fleischlich angeerbten
unterbewußten Leben, dem animalischen Triebleben,
von ihr trennen, gefallen sein. Wir müssen unsere großen Dichter und
Künstler als „innere Führer" begriffen haben. Sie kommen aus jener Welt. Sie
sind „berufen", für uns und alle andern, wie dies Maeterlinck fordert, „die
Straßen, die vom Unsichtbaren zum Sichtbaren führen, offen zu halten."

Sie sind „gesandt", das Undefinierbare, die Intuition in uns in mitschwingende
Bewegung zu versetzen, uns zu „begeistern". Was ist
„Begeisterung" anders als ein Offnen des Stromes ursprünglichen geistigen
Lebens, des Lebens in erhöhter, reiner Anschauung, der nie in uns
versiegen darf.

Dies Leben, das durch alles pulst, das ein andächtiges Auge
nirgends vermißt, es ist der Boden der Moral, die Muttermilch der Weisheit
, die wir, um mit einem Gleichnis Goethes zu reden, an den „Brüsten
der Natur" finden, dort unmittelbar in ihr, nicht im sekundären Aspekt
eines in den abgeleiteten Denkformen des Verstandes sich betätigenden
Intellekts. Aber wie es nach Plato viele Thyrsusschwinger und wenig
wirklich Begeisterte gibt, so heißt auch „Sinnenrausch" heute das, was
ehedem „Begeisterung" hieß und von den „Priestern", prophetischen
Dichtern und „Sehern" in einem göttlichen Beruf gepflegt wurde. Wohl
gibt es eine Methode in dem, was wir künstlerische Kultur nennen.
Es ist eben Yoga die ethische Gesetzlichkeit in der Pflege einer
höheren Anschauung!

Aber fragen Sie heute unsere Künstler, welche für die Speisezimmer
ihrer reichen Gönner erotisch-zynische „Leckerbissen" schaffen, Kunstwerke
, die dem „Sinnenrausch" stets neue Nahrung zuführen und ohne
die „erotische Färbung", den sinnlichen Deckmantel zerfallender
innerer Kraft, nicht mehr zu fassen vermögen.

Eben hier sieht man, wie die Zeit von dem eigentlichen Beruf des
Künstlers gar keine Vorstellung mehr hat, sondern schauen Sie in die
Praxis. Wenn sie ihm den Glauben an denselben durch materielles Elend
getötet hat, dann zwingt sie ihn zu ihrem Sklaven. Im allgemeinen
können wir also wohl sagen, daß in dem Beruf der Künstler und der
Priester ein einheitlicher höherer Beruf beider zugrunde gegangen
ist, und diesen Umstand schiebe ich als Folge auf das Verstummen
einer inneren Kraft im Menschen, welche die Inder infolge ihrer höheren
geistigen Veranlagung innerhalb gewisser seit unvordenklichen Zeiten
bestehenden höherer Kasten sich erhalten haben.

Diese innere Kraft bestimmt unsere Anschauung weit ursprünglicher
als der kritische Intellekt und fließt uns auf den Linien unserer
Persönlichkeit zu. Schiller stellte für sie als positive Kategorie den „Geschmack
* auf und definierte ihn so, wie die Inder dieselbe Kraft im


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0571