Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 566
(PDF, 134 MB)
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und lassen es uns auch vom Intellekt nicht oktroyieren, daß die Seele
des Menschen etwa weniger ein unmittelbares und erhabenes Natur-
Phänomen sei als alles andere um uns.

Das Wort ist für uns Macht und bestimmt uns vor aller sinnlichen
Reflexion zu unserm sittlichen Handeln. In dieser zeugenden
Kraft des Wortes fließt uns die Anschauung zu. „Alles was ist, ist
durch dasselbe geschaffen", sagt der neutestamentliche Prophet.

Welche Berücksichtigung hat die schöpferische Kraft des Wortes
im System Kants gefunden?

Für ihn ist das Wort ein Begriifsschema.

Der Einstrom der allerschaffenden Kraft Brahmas in die Schöpfung,
dieses lebendige Werden, der Voilklang der Natur in unserem
Geist für die intellektualistische Philosophie in unserer Epoche wird er
freilich zu einem Nonsens.

In diesem „Wort" aber liegt gerade die innere Gewißheit der unmittel-
baren Ubereinstimmung mit der Schöpfung, des Substanzgedankens, der Ethik.

Aus dem Schatz dieses „Wortes" schafft der Dichter und bildet
unseren „Geschmack".

Für das „Wort" gibt es so die Gegensätzlichkeit zwischen Denken
und Anschauung nicht und ebensowenig nach der Schematisierung
Schopenhauers zwischen „Wille und Vorstellung".

Darum liegt im „Logos" des indischen Systems die Integrität der
Vernunft ausgesprochen, welche der Philosophie Kants mangelt, welche
letztere nicht nur einseitig, sondern direkt irreführend erscheinen läßte

Betreten Sie den Boden der reinen monistischen Erfahrungswelt,
welche sich jenseits der „Schwelle" öffnet, und Sie werden erkennen,
wie ein Riese mit einem furchtbaren Schwert Wache hält vor der Daseins
ebene, in der wir des reinen Einklangs zwischen Ich und Welt
zu genießen hoffen, aber es nicht vermögen, weil das Schwert dieses
Riesen, seine geistige Waffe, zu sd)arf ist! Einstweilen dienen wir
ihm. Wenn wir aber gelernt haben, den „Brustschild des Logos" anzulegen
, dann wird uns die scharfe Waffe des Würgengels nichts mehr
schaden. Er zeigt uns, wie kläglich wir am Boden liegen, nicht fähig
in die innere Welt der Schöpfung einzugehen.

Die monistische Philosophie in der Yoga, durch Schopenhauer
und Hartmann unserem Verständnis angebahnt, wird uns aufrichten,
uns Kraft geben durch das „innere Auge", das die abendländische
Kunst in der Gegenwart zu entwickeln bestimmt ist.

Dann werden wir eines Tages „aufwachen" und sehen, daß wir
uns in der magischen Gedankenwelt eines Riesen bewegt haben, der
Hüter ist von oben her, aber mit demselben Schwertstreich sein Reich
zu Boden zu schlagen vermag, mit dem er es beschützt. „Furcht ziemt
uns vor dem Mächtigen, aber Liebe zu dem Mächtigsten.u


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