Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
3.1909/10
Seite: 571
(PDF, 134 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0578
fragen gerecht zu werden, deshalb begrüßt es die Schriftleitung auf das Freudigste,
daß der „Kosmos, Verband deutscher Astrologen" es sich zur Aufgabe gestellt
hat, die Astrologie wissenschaftlich zu betreiben und sie zum Gemeingut des
deutschen Volkes zu machen. Zugleich will dieser Verein dem astrologischen Frei-
beutertum einen Riegel vorschieben. Dies ist heute eine ebenso notwendige als wichtige
Sache, soll die ganze Astrologie nicht in Mißkredit kommen. Der „Kosmos* warnt
also vor Pseudoastrologen und ist bereit, jedermann, der sich ein Horoskop stellen
lassen will, mit Adressen von wirklich geschulten Astrologen kostenlos zu versehen.

Alle näheren Auskünfte über den „Kosmos, Verband deutscher Astrologen"
erteilt gern der Vorsitzende Dr. G. Reinhardt, praktischer Arzt, Bremen am Wall 149.

Zwei ägyptische Zaubertäfelchen, die vor kurzem das Heidelberger archäologische
Institut zum Geschenk erhielt, veröffentlicht Franz Boll im ersten Heft
der Sitzungsberichte der neuen Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Es
sind zwei Bleitäfelchen, die, wie die an genau übereinstimmenden Stellen angebrachten
Löcher beweisen, in der Art eines Diptychons zusammengelegt waren, die
Schrift nach innen. Die griechischen Inschriften stimmen auf beiden Seiten fast genau
überein. „Horion, Sohn des Sarapus, mache und bereite, daß Nike, die Tochter
des Apollonus, sich verliebt in Pantus, den gebar die Tmestos", lautet die eine,
und „Mache, daß Nike, die Tochter des Apollonus, sich verliebt in Pantus, den die
Tmesios gebar, auf sieben Monate", heißt die andere. Gerade in Ägypten war der
Bleitafelzauber im spätem Altertum ganz besonders beliebt. Auf Bleitafeln wurden
Schwüre und Segensformeln niedergeschrieben, mit Bleitafeln suchte man Dämonen
zu bannen, die mit ihrer Zauberkraft heiße Wünsche erfüllen sollten. An einen
Dämon wendet sich auch unsere, der Sicherheit wegen gleich doppelt geschriebene
Formel, und damit der Zauber auch wirke, wurden noch mehr Nägel durch die
Tafel »getrieben, als der Zusammenhalt der Tafeln erfordert hätte; die Person, welcher
der Zauber galt, sollte „festgenagelt" werden. Der Angerufene ist nun der Geist
eines Verstorbenen, der übrigens noch eigens durch das Bild einer kleinen Mumie
angedeutet ist. Pantus hat seinen Zauberbrief am Sarg des Horion festgenagelt und
nun muß dieser ihm helfen. Nach den üblichen magischen Vorstellungen soll er
sich also vom Totenschlafe erheben, um die Nike zu quälen. Er wird ihr den
Schlaf rauben, den Appetit verderben, sie nicht sitzen und sprechen lassen, bis sie
nichts im Kopfe hat als den Partus. Der Dämon wird sie jagen und hetzen und
ihre Eingeweide und ihre Seele brennen, bis sie sich ergibt. Seltsam ist nur die bisher
in solchen Formeln unerhörte Zeitbestimmung. Um eine Liebe auf Zeit wird
es sich kaum handeln, auch der Deutung, die Boll mit aller Vorsicht vorschlägt,
wonach Pantos ein Siebenmonatskind, also mit ungewöhnlichen Kräften begabt
wäre, widerstreitet die sprachliche Form des Zaubers. Es wird wohl dabei bleiben,
daß dem Dämon eine Frist gestellt wird, innerhalb deren sein Zauber wirken soll.
Möglich, daß der Liebende in seinem Zauberrezept die Angabe fand, dieser Zauber
wirke binnen sieben Monaten, und daß er nun diese Bestimmung mit abschrieb.
Der deutsche Volksaberglaube kennt Liebeszauber, die erst nach einem Jahre
wirken. Die Doppelbleitafel ist eins der interessantesten Stücke ihrer Art. Sie ist
besonders gut erhalten, korrekt und klar geschrieben und zeigt als Eigentümlichkeit
die Form des Diptychons und die direkte Anrede und Namensnennung des Geistes,
an den die Forderung gerichtet ist.

Dem Lebenselixir nahe? Der „Matin" bringt neue Mitteilungen über die
jüngsten wissenschaftlichen Arbeiten des Professors Doyen, der hofft, das Menschenleben
verlängern zu können. Seine neue Methode beruht auf der auflösenden
Wirkung eines Fermentes, das er „Mykolysine* nennt und das eine Zusammensetzung
von Koloiden ist. Er will mit Hilfe dieses Heilmittels aller Infektionen Herr werden.
Dr. Doyen wird in der nächsten Zeit über seine Entdeckung ausführliche Mitteilungen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1909/0578