Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 30
(PDF, 173 MB)
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7. JÄensehenwüPde.

Den Freien und Führern gewidmet von Mitraton S 0 J 0.

Als in längst vergangener Zeit unsere arischen Vorfahren den
Offenbarungen ihrer ehrwürdigen Druiden lauschten, als jene Priester
und Seher — inspiriert in den heiligen Hainen — Königen gleich, klug
und weise ihr Volk bei allen großen Unternehmungen leiteten, da war
Religion etwas so ganz anderes wie heute. Da sahen die Menschen
sich selbst und die Welt regiert von überirdischen Mächten und leuchtenden
Wesenheiten, an die sie glaubten; und alle ohne Ausnahme über-
trugen auf Leben und Wirken diese ihre naive religiöse Uberzeugung.
Unter weihevollen Zeremonien brachten sie ihren Göttern Opfer dar und
riefen sie um Hülfe an bei allem, was sie taten. Da wurde niemand
belächelt, der von den höheren Mächten sprach, die das Geschick der
Sterblichen lenken. Waren auch die Vorstellungen des Volkes naiv und
kindlich, sie gaben doch Halt und Norm ihrer ganzen Lebensführung.
Und bei ihrem feierlichen Götzendienst mögen die alten Priester oft
genug durch gläubige Ekstase ihre Götter, jene blinden Kräfte, in ihren
Dienst gezwungen haben, die lenkbar sind durch den geschulten, menschlichen
Geisteswillen, wie der elektrische Strom durch den erfahrenen
Experimentator.

So kamen unsere heidnischen Vorfahren zum Bewußtsein, zum Erleben
ihrer Götter, weil sie wollten, daß Götter seien, und weil sie an
diese ihre Willensschöpfungen glaubten.

Wir Menschen einer fortgeschrittneren Zeit fühlen uns solchem
Tun und Treiben überlegen; wir nennen unsere Vorväter „Heidenu und
verbinden mit diesem Begriff den Sinn von Unkultur und Aberglauben.
Mit gutem Recht allerdings freuen wir uns einer durch Monotheismus
und Christentum bedingten reineren Form der Erkenntnis; wenn wir uns
aber die Frage vorlegen, wie es mit der Belebung und der praktischen
Anwendung dieses reiferen Wissens bestellt ist, so haben wir wenig Ursache
, uns so hoch über diese „Heiden" zu erheben. Ihre Religion war
freilich eine kindliche, aber sie war doch etwas lebendiges und hatte
schaffende Kraft; und das ist unsere Religion schon lange nicht mehr.
Weitaus die meisten der geistigen Führer unserer Tage entnehmen ihrer
Religion kaum mehr als einige ethische und moralische Maximen, die
ihrem Wesen nach zu allen Zeiten und bei allen Völkern*) Gültigkeit
besaßen, ohne doch weder früher noch jetzt wirklich verstanden und
voll erfüllt zu werden. Was tatsächlich geleistet worden ist durch Vermittlung
des Christentums, das ist zwar groß und hochbedeutsam, aber
etwas Einseitiges, das auch ohne die Entwicklung der ganzen Wesenheit
Mensch möglich ist; es ist die Verwirklichung des Humanitäts-

*) Man erinnere sich z. B. der Lehren eines Buddha, Confucius, Plato, Py-
thagoraö.


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