Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 154
(PDF, 173 MB)
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wollen. Ganz allgemein herrscht im Christentum die Vorstellung, daß
dieses Erwachen, diese Auferstehung erst nach dem physischen Tode
erfolgt Und diese Meinung ist zum Dogma erstarrt, weil die führenden
Geister der Kirche keine lebendige Vorstellung gewinnen konnten von
einem Sterben und Auferstehen im physischen Körper. Man hatte es
selbst nicht erlebt, also mußte man es umdeuten, damit die Autorität
gewahrt blieb. So verlegten sie die Erfüllung all der herrlichen Verheißungen
Jesu ins Jenseits, sodaß schließlich unsere schöne Erde nur
noch ein „Jammertal" blieb für die arme, nach Schönheit, Glück und
Freude hungernde Menschheit.

Begreift man aber den wahren Sinn der Mission Jesu, so stellt sich
das ganz anders dar. Christus hat der Menschheit symbolisch den Weg
der spirituellen Entwicklung vorgelegt. Was er vor aller Augen als
Mensch von Fleisch und Blut tat und litt, das hatte den bedeutungsvollen
Zweck, eine sinnfällige, klare, äußere Vorstellung zu schaffen für
das, was jeder Mensch innerlich zu erleben hat. Nicht die furchtbaren
äußeren Leiden, nicht der Kreuzestod des physischen Körpers,
nicht die leibliche Auferstehung nach dem wirklichen Tode stehen uns
bevor, sondern dies alles in uns; es sind seelische Geschehnisse,
die Christus symbolisiert, die in ihm einen äußerlichen Ausdruck
finden; sein Leiden, Sterben und Auferstehen ist ein äußeres Bild
der inneren Wirklichkeit. Klarer konnte der Menschheit gar nicht
zum Bewußtsein gebracht werden, was ihr auf dem Wege zu ihrer
Vollendung bevorsteht; das Bild ist scharf, die Vorstellung greifbar deutlich.

Allein so wird das Wirken Jesu auf Erden verständlich. Es ist sehr
bezeichnend, daß Christus seinen Jüngern nach der Auferstehung als
Mensch von Fleisch und Blut erschien und nicht als „Geist". Er selbst
scheint gerade darauf großen Wert zu legen: „befühlet mich und sehet,
denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, so wie ihr an mir erblickt,
daß ich habe" und: „habt ihr etwas Eßbares?" Dies beweist, daß
Christus seine Mission bis zum Letzten genau durchgeführt hat; defin
er symbolisiert damit, daß die Auferstehung, welche er den Menschen
verheißen hat, die ihm nachfolgen, nicht nach dem physischen Tode,
nicht im „Jenseits" erfolgen soll, sondern während der Mensch noch
im physischen Körper auf Erden lebt.

Die Wahrheit einer Auferstehung im Fleisch kann daher bewiesen
werden, also: „das Himmelreich ist in euch"; sucht es nicht irgendwo
außer euch, nicht in der Welt außer euch, nicht im verschwiegenen
Jenseits. Das Jenseits ist euer: „jenseits" von Gier und Ichsucht; das
Himmelreich ist da und wartet nur seines königlichen Beherrschers, des
wahren Gottmenschen in seiner ganzen Herrlichkeit und Königswürde.

Was nützt uns auch ein „Jenseits" dieses Erdenlebens, von dem
wir nichts wissen; was könnte uns veranlassen, für etwas so Ungewisses
unsere ganze Kraft, unser ganzes Leben zu opfern, wenn wir noch nicht


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