Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 156
(PDF, 173 MB)
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Erleben der ewigen Wahrheit. Das vergangene Jahrhundert hat die vorbereitenden
Arbeiten geleistet, indem es die äußere Humanität unter den
Menschen zur Reife gebracht hat. Doch diese Humanität, die für die
Leiber sorgt, Not und Schmerzen lindert, ohne doch die Übel bei der
Wurzel zu packen, ist eine überreife Frucht geworden, an der schon die
Würmer nagen, und es währt nicht lange mehr, so ist sie faul. Da
wird die Menschheit zu sorgen haben, daß der Kern der Frucht als Same
in gute Erde gesenkt werde, damit neue, gesunde Triebe und schönere
Früchte daraus entstehen.

An die Stelle der äußeren Humanität und dem lauten Verkünden
der Menschenbrüderschaft wird das stille Wirken der wahren Humanität,
die Betätigung wahrer, höherer Nächstenliebe treten. Man wird die
Grundursache alles Übels beseitigen lernen und wird erfahren, daß
diese nicht in den äußeren Verhältnissen, sondern in dem inneren Zustand
der Seele ruhen. Ist die Seele gesund und in Harmonie mit
dem ewigen Teil ihres Wesens, dann schwinden alle äußeren Sorgen
und Nöte, Krankheiten und Gebrechen von selbst. Das ist so wenig
eine Chimäre wie die Tatsache, daß ein krankhafter Ausschlag nicht
durch Salben und Pflaster dauernd beseitigt werden kann; wird der ganze
Organismus gesund, dann schwindet der Ausschlag von selbst.

Und nun kommen wir auf den Hauptpunkt dieser ganzen Ausführungen
zurück. Wie kann man die Menschheit überzeugen, daß diese
Seelenreinheit ihr wirklich die von allen heißersehnte Erlösung von
allem Ungemach zu bringen vermag? Die meisten wissen ja gar nicht,
wie sie diese erwerben können I Viele glauben nicht einmal, daß diese
Seelenreinheit unerläßlich ist für die Erfüllung all ihrer heißen Wünsche,
ja sie zweifeln sogar, daß die Erringung eines solchen Seelenadels überhaupt
möglich sei.

Dies ist das Schlimmste, aber hier liegt auch schon die Antwort
auf unsere Frage verborgen. Es ist leider nur zu wahr, daß die Menschen
das Vertrauen zu einander verloren haben. Gerade in den edelsten
Handlungen suchen sie kleinliche, selbstsüchtige Motive; das unbedingte
achtungsvolle Anerkennen einer guten, liebevollen Handlungsweise wird
ihnen so schwer, daß sie immer noch etwas herauszufinden wissen, was
die Größe derselben zu beeinträchtigen scheint.

Es muß uns mit tiefem Schmerz erfüllen, wenn wir sehen, wie
man sich mit Gewalt dagegen sträubt, eine selbstverleugnende Tat, zu
der man sich selbst nicht fähig fühlt, gerade heraus als groß zu bezeichnen
. Alles freilich, was man bei einigem guten Willen selbst tun
könnte, das erkennt man auch bei andern an, z. B. aufopfernde Krankenpflege
, Rettung eines Menschen aus äußerster Gefahr mit Einsetzung des
eigenen Lebens; aber was das eigene Können übersteigen würde, wovon man
sich keine Vorstellung machen kann, das heißt man, wenn gar kein ver-
kleinerndes Motiv gefunden werden kann, Überspanntheit oder Fanatismus.


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