Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 176
(PDF, 173 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1910/0182
— 176 —

am gleichen Tage und in der gleichen Gemeinde geboren, an dem Georg III. das
Licht der Welt erblickte, in der kleinem Gemeinde St. Martins-le-Fields. Als Georg III.
den Thron bestieg, übernahm Hemmings durch den Tod seines Vaters dessen Geschäft
. Er heiratete am gleichen Tage wie der König, beide hatten die gleiche
Anzahl Kinder und beide starben am gleichen Tage. Noch merkwürdiger aber ist,
daß Hemmings von einem vorübergehenden Unfall von Wahnsinn ergriffen wurde,
der ihn genau in derselben Zeit überfiel und verließ, in der König Georg III. von
dem gleichen Übel heimgesucht wurde.

Ein anderer, beinahe ebenso merkwürdiger Fall ist es, daß wenige Tage nach
dem Tode des Vaters des kürzlich verstorbenen Königs, des Prinz-Gemahls Albert,
in der Hartley-Kohlengrube in Northumberland sich ein furchtbares Unglück ereignete
, bei dem nicht weniger als 300 Grubenarbeiter ihr Leben verloren. Nun
kommt nach König Eduards Tod die Meldung von dem Grubenunglück in der
Wellington-Grube bei Whitehaven, wo 130 Bergleute verunglückten.

Die Zahl 13. Die Zahl 13 veranlaßte kürzlich eine Berliner Armenkommission
zum Rücktritt von ihrem Ehrenamt, weil ihre Mitgliederzahl auf 13 festgestellt war.
Der weitverbreitete Aberglaube gegen die böse 13 ist viele Jahrhunderte alt, er hat
seinen Ursprung in der christlichen Religionslehre und hängt mit dem letzten
Abendmahl zusammen, das der Heiland mit seinen zwölf Jüngern kurz vor seinem
Kreuzestod eingenommen hat. Da waren 13 bei Tische, und einer davon, der falsche
Judas Ischarioth, wurde an dem Erlöser zum Verräter. Daraus entstand die
Scheu vor der Zahl 13.

Diese Abneigung, die sich sehr bald zu einem unausrottbaren Aberglauben
entwickelte, hat in allen Volkskreisen, in allen Ständen und bei allen Kulturnationen
unglaublich feste Wurzel gefaßt, so daß sich selbst die größten Geister ihr nicht
entziehen konnten. Ein schlagendes Beispiel dafür ist der größte Staatsmann, den
Deutschland je gehabt hat. Bismarck hatte eine unüberwindliche Abneigung gegen
die ominöse Zahl. Seine Umgebung wußte das und war sorgsam darauf bedacht,
ihrem Gebieter eine unliebsame Kollision mit der 13 zu ersparen. Im französischen
Feldzug machte es sich der Geheime Legationsrat Abelen, der den Kanzler als
vortragenden Rat nach Frankreich begleitet hatte, zur Aufgabe, täglich genau darauf
zu achten, daß die Zahl der Gedecke niemals 13 betrug; er tat dies um so gewissenhafter
, als er selbst vor dieser Zahl allen Respekt hatte.

Ebenso wird von dem berühmten französischen Diplomaten Talleyrand
erzählt, daß er stets, wenn an seiner Tafel die Zahl der Gäste infolge von unvorhergesehenen
Absagen 13 betrug, einen Lakaien bei Tisch Platz nehmen ließ, damit
14 Personen an der Tafel saßen. In Paris hat man in neuerer Zeit den Erwerbszweig
des „Vierzehnten" erfunden, der sich als Tischgast vermietet, wenn die Zahl der
Gäste 13 beträgt. Auch von Gelehrten und Dichtern weiß die Chronik des Aberglaubens
manche ergötzliche Historie zu berichten.

So achtete der berühmte Professor der Theologie, Neander, von dem zahlreiche
Anekdoten existieren, mit gröster Peinlichkeit darauf, daß bei seiner Vorlesung nicht
etwa gerade 12 Hörer zugegen wären, sodaß er in diesem Fall also der 13. gewesen
wäre. Einst begann er seltsamerweise ohne Kontrolle die Vorlesung, gewahrte aber
schon nach den ersten Sätzen, daß nur ein Dutzend Studenten auf den Bänken
Platz genommen hatte. Sofort brach er den Vortrag ab, entfernte sich, ohne ein
Wort zu sagen, aus dem Hörsaal, kam aber bald wieder, doch nicht allein, sondern
in Begleitung des Pedells, der auf der vordersten Bank Platz nehmen und der Vorlesung
bis zum Schlüsse beiwohnen mußte, nur damit der Herr Professor nicht der
Dreizehnte im Saal wäre.

Denselben Aberglauben hatte auch Zola, der indessen auch noch mancher
andren Schrulle in dieser Hinsicht huldigte. So hatte er im Gegensatze zu der


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1910/0182