Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 187
(PDF, 173 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1910/0193
187 —

Der Zopf in der Pferdemähne. Die Pferde haben verschiedene „Mucken"
and die Zahl ihrer bösen Angewohnheiten steht in einem schönen und direktem
Verhältnis zu dem Eifer, mit dem sie die schlechten Sitten ihrer Stallgenossen sich
anzueignen bestrebt sind. Jeder Pferdekenner und Pferdehalter weiß das, und es
gehört zu den Annehmlichkeiten seines Berufes, seine Pferde auf ihre Unarten hin
zu studieren und ihnen diese nach Möglichkeit abzugewöhnen.

Unter all den Unsitten der Pferde gibt es aber nur eine, die zwar dem Pferdekenner
sehr wohlbekannt ist, in ihrer Ursache jedoch noch nicht ganz aufgeklärt
ist. Es ist das Zöpfenflechten an der Mähne des Pferdes.

Man stelle sich das Erstaunen des Pferdehalters vor, der des Morgens ahnungslos
seinen Stall betritt und nun die überraschende Entdeckung macht, daß die
Mähne seiner Rosinante zu dem schönsten Zopf zusammengeflochten ist. Er
denkt natürlich zuerst an einen Schabernack, den ihm irgend eine Person damit
spielen wollte, und schließt und verriegelt am Abend seinen Stall, so daß nach
menschlichem Ermessen während der Nacht niemand eindringen kann. Am andern
Morgen findet er Schloß und Riegel unverseht, aber die Mähne des Gaules ist
wiederum geflochten.

Nun wird die Sache interessant.

Man legt eine Wache in den verschlossenen Stall; die ganze Nacht verläuft
ruhig und ohne Zwischenfall, aber als das fahle Dämmerlicht des grauenden Morgens
durchs Staüfenster hereindringt, enthüllt es — eine zum Zopf geflochtene Mähne.

Jetzt wird die Aufklärung des Geheimnisses Ehrensache. Der Besitzer des
rätselhaften Pferdes übernimmt selbst, vielleicht mit einem Freunde, die Wache im
Stall, und um den Stall werden die Knechte in den Hinterhalt gelegt und ihre Wachsamkeit
durch ein tüchtiges Handgeld und durch eine in Aussicht gestellle Belohnung
aufs äußerste angespornt. Nun muß es doch wahrhaftig mit dem p. p.
ttt Teufel zugehen, wenn man der Sache nicht auf den Grund kommt.

Die Nacht verläuft ruhig (!), es wird 11 Uhr, 12 Uhr, die Geisterstunde schärft
die Wachsamkeit ins Ungeheuerliche, endlich schlägts 1 Uhr. Nichts hat sich
gerührt. Man macht Licht — alle guten Geister — die Mähne des Gaules ist
abermals zu einem Zopf verschlungen. Die Haare der Beobachter sträuben sich.
Kein Zweifel, das geht nicht mit rechten Dingen zu. Der Gaul ist verhext, besprochen
, und das hat einer getan, der mit den finsteren Mächten in Verbindung
steht. Nun ja, „es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit
sich träumen läßt."

Und nun mögen sich die Leser fassen, es folgt ein „Meisterstück" der wisssen-
schaftlichen Logik.

Die Württemberger Zeitung schreibt nämlich weiter: „Zur Aufklärung des
mysteriösen Zöpfeflechtens an der Pferdemähne reicht aber die Schulweisheit doch
aus. Die Erscheinung ist nämlich in hypologischen Kreisen sehr wohl bekannt,
wenn auch noch nicht ganz aufgeklärt (d. h. auf Deutsch, man gibt die Tatsache
zu, ohne sie wirklich erklären zu können.)

Eine „Kapazität" auf dem Gebiete der tierärztlichen Wissenschaft hilft nun
die Ehre der Schulweisheit retten, indem er der Württemberger Zeitung Folgendes
schreibt:

„Nur selten tritt das Zopfflechten auf, und zwar nicht nur bei Nacht, sondern
auch bei Tag, wenn die Pferde lange im Stalle stehen. Es ist merkwürdig genug,
stutzig zu machen, denn regelmäßig sind es ziemlich exakte dreiteilige Zöpfe,
die auf unerklärliche Weise geflochten werden. Ich habe Pferde darauf untersucht
und habe die Meinung, daß ganz eigenartige Bewegungen mit Kopf und Hais die
Mähne flechten können, wenn diese besonders geeignet ist. Ich habe bis jetzt nur
schlichthaarige Mähnen geflochten gesehen, und zwar t ei Haaren, die nicht ganz


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