Freiburger historische Bestände - digital

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(Webermeisters) an sich nehmen, um seine Lebensaufgabe — ein
tüchtiges, gebrauchsfähiges Gewebe herzustellen und abliefern zu
können.

Jeder ITlensd) ist ein besonderes Problem, je mebr Grkenntnisfäbig-
keit, umso höher steigt der Uerbältnissatz (Prozentsatz) der dargeliehenen,
möglichen UJillensfreibeit; jedoch umso grösser wird auch die persönliche
Uerantwortung. *) (Man denke an das Bibelwort: „Wem viel gegeben
ist, von dem wird auch viel verlangt")

Der willensfreie böse Mensch strebt im Rahmen seiner Persönlichkeit
in Disharmonie mit dem Guten, Wahren und Ewigen zentripetal
von Gott weg. Zwischen dem willensfreien guten, gerechten und edlen
Menschen und dem willensfreien schlechten, bösen, ungerechten Menschen
gibt es unzählige Abstufungen, Abarten, Übergänge. Der Idiot hat freilich
keine Willensfreiheit mehr, sondern steht ausschließlich unter dem
Naturzwang. (Er steht ganz unter dem Einfluß der „Planeten", würde
der Astrologe sagen, aber vergessen wir nicht, daß eine vernünftige Astrologie
ausdrücklich lehrt: „Der Weise regiert die Sterne" — Zusatz des
Schriftleiters.)

Kausalität ist somit eigentlich die Uerbindung von Ulillensfreibeit mit Haturnot-
wendigkeit. Und zwar ist das perzentuale Verhältnis zwischen Willensfreiheit
und Naturnotwendigkeit variabel nach der Individualität.

Willensfreiheit ist aber nicht Willenswillkür, sondern ein bewusst, gewolltes
selbständiges Uermögen nach harmonie oder Disharmonie mit dem 0uten, Holl-
kommenen zu ringen. Der willensfreie gute Mensch erstrebt, ohne seiner
Individualität, Qualität untreu zu werden, die Harmonie mit dem absolut
Guten, Vollkommenen, d. h. die Vereinigung, Versenkung, Auflösung in
Gott an.

Ihr habt schon alle in Indien oder Palästina Eisenbahnen gesehen?
Die Eisenbahn, d. h. der Zug, läuft auf und innerhalb der Schienen. Der
Zwang des Geleises repräsentiert nun die naturgesetzliche Bestimmung,
er hindert das seitliche Ausbrechen des Zuges. Doch ist es der führenden
Intelligenz (Seele!) immerhin möglich, vorwärts oder rückwärts zu
fahren, das Tempo zu mäßigen, zu beschleunigen oder wenn nötig stille
zu stehen.

So ähnlich ist dem geschaffenen Geschöpf (Mensch) in der Naturnotwendigkeit
(in der unerbittlichen Mathematik alles Geschehens) eine
gottgesetzte Schranke gesetzt, innerhalb welcher es sich aber mit

*) Dies stimmt auch mit den „Vertraulichen Mitteilungen aus den Kreisen der
tibetanischen Meister" (Neue Lotusblüten 1910, S. 279) überein: „Gesellschaftliches
Ansehen, Wohlleben, Lebensgenuß und dgl. sind oft die Ursache einer neuen Last
von Karma; Armut und ein entsagungsvolles Leben sind in der Regel weniger eine
Quelle von Leiden als Reichtum und vornehme Geburt." Auch für geistige Vornehmheit
und geistigen Reichtum wird Ähnliches gelten.

(Anmerkung der Schriftleitung.)

/entralblatt für Okkultismus. Jhrg. IV. 18