Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 275
(PDF, 173 MB)
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275 —

einer anderen Welt anzugehören. Eine Erfrischung hatte er von sich
gewiesen, vielmehr genoß er wie gestern dieselbe Schafsmilch, denselben
Heilstrank, den er seinen Kranken verordnet hatte. Vor dem Mittagsbrod
hatte ich noch eine interessante Unterredung mit Ibrahim Effendi, die ich
hier im Dialog kurz wiederholen möchte.

Da das Zimmer sehr lang war, so gingen wir beide in langsamen
Schritt auf und ab, die Hände auf dem Rücken gekreuzt, während die
unbeschuhten Füße lautlos über die dicken Teppiche glitten.

Dr. Faucheur. „Unser Meister — Gott verlängere sein Leben —
sagt bisweilen im Gespräch: Wir die Adepten des Ostens (Sonnenaufgangs
). Erkläre mir, mein Freund, die wahre Bedeutung dieses Namens
und dessen Würde?"

Ibrahim Effendi: „Wenn Du in Indien, Tibet oder China an den
Quellen der Weisheit gesessen hättest, so würdest Du ohne weiteres verstellen
, was ein Adept ist. — Für mich, o Weggenosse, bist Du ein
Rätsel; Du scheinst ein Eingeweihter (Initiierter) zu sein und doch bist
Du es nicht im Sinne der östlichen Weisheit! Entschleiere Dich, soweit
es die Vorschriften Deiner Schule (Konfession, Lehre, Loge) gestatten,
und dann weiß auch ich wie viel, wovon und bis wohin ich frei
reden mag!"

Dr. Faucheur. „Mein ferner Freund (fernstehend noch nicht intim
nahestehend), ich gehöre keiner Schule, keiner Sekte an, ich bin an keine
aufgenötigte oder freiwillige Verschwiegenheit gebunden. Es hat Gott
gefallen, meine Seele in der übersinnlichen Welt (höheren ätherischen
Daseinsebene) heimisch zu machen. Mein Geist aber (d. h. mein Intellekt
hat seit früher Jugend an den Brüsten weltlicher Weisheit getrunken.
Abendländisches Wissen, morgenländische Weisheit, Welt und Menschen
habe ich studiert und kennen gelernt. Die Höhen und Tiefen meines
ärztlichen Berufes, das Studium der sinnlich-physikalischen, materiellen
Welt und die Versenkung in die mystischen, psychischen, okkulten Reiche
entschleierten mir das eigene Doppelich und das fremde. Wer sich selbst
kennen gelernt hat, sollte der nicht auch andere kennen und durchschauen
können?

Die indischen Weisen, die Lehren der Veden etc. sind mir nicht
unbekannt, aber ich habe dieselben nicht aus der Quelle, sondern
aus zweiter und dritter Hand kennen gelernt. Irrtum und Wahrheit
, Mißverstehen und Verstehen wohnen nahe bei einander und beide
sind oft nur durch dünne Scheidewände von einander getrennt, falls man
die Weisheit durch zweite und dritte Hand kennen lernt. Bin ich Dir
nun ganz entschleiert?"

Ibrahim Effendi berührte mit seinen Fingerspitzen die meinigen
und dann seine eigene Stirn — zum Zeichen der Befriedigung, Zustimmung
und Einsicht. Dann fragte er mich: „Was willst Du von mir
und meinem Wissen wissen?"

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