Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 318
(PDF, 173 MB)
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318 —

später dieses der Presse frisch entschlüpfte kleine Werkchen von Fritz Giese
überraschte.

Die Auffassung der Gedanken als „psychophysische Energie" wurde bereits
von dem Russen Dr. Naum Kotik fester begründet. Giese nun ist in seiner
an fruchtbaren Ideen reichen Arbeit bestrebt zu zeigen, daß unter den Wellen
zwischen Licht und Elektrizität, — die zwischen diesen Energieen liegenden
Schwingungsformen sind uns bislang noch unbekannt, — daß in diese Lücke die
Energie der Gedanken einzufügen sei. Man wird hier Anschluß an die Gedanken
Cam. Flammarions, und zweitens an das I. Kapitel von „LTnconnu" finden.
Nur möchte Giese die Gedankenwellen „nicht als etwas Neues, als eine ganz
andere Kraftform, vielmehr nur als eine Modulationsart schon bestehender, und
bekannter Energieformen" aufgefaßt wissen. — Mit manchen Anschauungen des
Autors wird sich nicht jeder einverstanden erklären. So, wenn er die ganze
menschliche Aura als eine Transformation dei Gedankenenergie ansieht (S. 12).
Es wurde zwar durch die Blondlot-Charpentierschen Versuche bereits eine solche
teilweise Transformation in Lichtenergie bei jeder Denktätigkeit eines ■ Gehirnzentrums
festgestellt, und Reichenbach hatte von den alle psychischen Vorgänge
begleitenden Odlichterscheinungen ebenfalls schon Kenntnis (vgl. „Der
sensit. Mensch" II. §2871). Doch ist die odische Aura eine ganz allgemeine Erscheinung
nicht nur aller Organismen, sondern aller Substanz überhaupt. Giese
kommt später (S. 36) selbst auf diesen Einwurf zu sprechen und sucht seine
Hypothese „Od = Leuchtende Gedankenwellen" dadurch aufrecht zu erhalten,
daß er annimmt, die Gedankenwellen des Raums sammeln sich an den plasma-
iosen, also nicht denkenden Körpern, und so entstehe deren Aura! Uns scheint
es jedoch vielmehr, daß das Odlicht dieser Körper nur identisch sein kann mit
dem Leuchten der Vegetalseele oder des „ätherischen Doppelkörpers",, der
nach indischer Naturlehre als der Träger von „Prana", des allgemeinen Lebens-
Prinzips (und ebenfalls einer Modulation des Äthers) bezeichnet wird; dieser
„double" wurde übrigens auch in jüngster Zeit durch die zahlreichen und in
„Le Fantome des Vivants" von Durville beschriebenen Experimente exakt genug
nachgwiesen, — wovon aber freilich eine mechanistische Lebensauffassung
keine Notiz nehmen darf. Es ist jedenfalls anzunehmen, daß die anorganische
Materie für so subtile Energiewellen wie die Gedanken absolut durchlässig ist,
nicht aber sie zurückzuhalten und „anzusammeln" vermag.

Es ist ferner nicht unbedingt notwendig, daß psychographische Medien
immer „sehr nervöse, hysterische Personen" sein müssen, und wenigstens der
Okkkultist wird einen mokanten Seitenhieb auf die „Gesundbeterei" (S. 14)
kaum billigen, da ihm die wahren Leistungen der „Mental Healers" besser bekannt
sind, ja er würde im Gegenteil in den Erfolgen der psychischen Heilmethode
überhaupt eine wertvolle Stütze für die theosophische Auffassung der
Gedanken als feine Ätherschwingungen (Wellenbewegung, Energie) erblicken.

Doch das waren hier ja nur Nebensächlichkeiten. Es ist bloß ein ganz
kleines Buch, und doch wäre so außerordentlich viel darüber zu sagen. Der
Autor gelangt zu einer rein mechanistischen Auffassung der gesamten Denktätigkeit
: Gedanken sind Naturerscheinungen, ebenso, wie Licht, Elektrizität, die
sich im Weltenraum als eine undanistische Itnergie vorfinden. Bis hierher also
eine nahe Übereinstimmung mit der okkulten Naturphilosophie. Aber vor der
Folgerung, die Giese daraus zieht, nämlich daß also das gesamte Geistesleben
der Menschheit undanistisch, bloße Reaktion sei, vor dieser Allgemeinheit seiner
Behauptung wird wohl mancher halt machen. Allerdings schränkt der Autor
selbst seinen Satz: „Das durch Vererbung angeborene Nervennetz läßt sich
nicht ändern!" durch den späteren ein, daß wir „die kleine Kapazität, die uns
angeboren ist, durch den Willen noch zum Teil ausschalten, ändern können," ein.


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