Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 319
(PDF, 173 MB)
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Nun ist es aber im sogenannten „negativen Zustand" möglich, allen Zustrom
von Gedanken absolut zu reflektieren, und anderseits wird derjenige,
welcher im Menschen die allmähliche Entwicklung eines Prinzips anerkannt, das
sich Vernunft nennt („Höherer Manas"), und welchem die Fähigkeit zukommt,
nicht nur eine bewußte Auslese aus dem individuell aufnahmefähigen Strahlengattungen
zu treffen und den Rest zu paralysieren, sondern der vielleicht auch
noch weit über die mechanische Reaktion selbst hinausgehen und im Vernunft-
prinzip eine selbständige schöpferische Kraft erblickt, der wird auch einen origiellen
von der intellektuellen Weltenergie unabhängigen Erzeuger von Gedanken im
Menschen für möglich halten.

Die Stellungnahme des Autors zum Unsterblichkeitsproblem aus seiner
Lehre heraus ist S. 26—27 mit folgenden Worten gezeichnet: „Solange ein mit
Plasmagehirn ausgestattetes Wesen lebt, empfängt es Gedanken. Und nach dem
Tode? Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Gemäß dem Gesetz
von der Erhaltung der Energie müssen die vom Gehirnkondensator aufgespeicherten
Gedankenmengen irgendwo bleiben. Möglich, daß sie sich bei der
Fäulnis in chemische Energie umsetzen; wahrscheinlicher, daß sie unverändert
bleiben, sich gesammelt vereinen und eine Art Gedankenwolke, einen Gedankennebel
bilden. So hätten wir dann eine gewisse „Unsterblichkeit", freilich
in sehr eingeschränktem Sinne. Ob diese Gedankennebel dann frei im Äther
herumschweben, — wer möchte das behaupten? Da käme ich auf den Spiritismus,
was ich ebensowenig wünsche, als eine monistische Ansicht walten zu lassen" usw.

Bei den folgenden Abschnitten (Kap. XI Seite 41 ff.) hat man ein ähnliches
unsicheres Gefühl, wie w?enn man auf schwankendem Boden stünde.
Es wird vom Verfasser dann der Versuch gemacht, seine Theorie auf die
physiologische Psychologie anzuwenden. Ist diese ganze Disziplin ja ohnehin
schon ein Berg von widerstreitenden Hypothesen, so ist es natürlich noch gewagt
, darauf eine neue Erklärung der Denkvorgänge zu gründen. Der Autor
kommt hieraus zu dem Ergebnis, daß über allem Denken „der Wille der
chemischen Gewalt, etwas Höheres, hängt". „Und die Genies, die es gegeben
hat", fährt er fort, „besäße!! einzig eine glückliche chemische Gehirnsubstanz
". — „Wenn ich ehrlich sein soll, so zerstört meine Theorie alles.
Niemand kann anders werden, als er ist. Seine Gedanken sind von der Natur
vorhergesehen, keiner kann über sich hinaus. Denn die chemische Macht hält
uns in Schranken. Denkmäler bauten wir den Großen. Aber sie konnten nicht
für ihren Genius. Es war ein Zufall, nicht ihr Verdienst" usw.

Bei all dem aber ist diese gedankenreiche Schrift voll wertvoller Anregungen
an die Forscher jeder Richtung; sie ist auch wiederum ein Schritt weiter
auf dem Wege, den die neuere Naturphilosophie damit eingeschlagen hatte, daß
sie bereits die Empfindung als eine P^orm der Energie auffaßt (sowohl die
materialistische Richtung: Büchners „Kraft und Stoff", als auch die spiritualistische,
ihr entgegengesetzte Richtung: Die „Energetik" als Überwindung des Materialismus
von W. Ostwald; und gleichzeitig, unbewußt, ist damit aber auch wiederum
ein Schritt weiter getan zu der theosophischen Weltauffassung des Okkultisten,
soweit auch einzelne Anschauungen darin dem zu widersprechen scheinen,
wiederum ein Beispiel, daß sich recht oft einander unbekannte Weggenossen unvernünftig
in den Haaren liegen.

Möge darum die kleine Schrift von Giese bei recht vielen Okkultisten
— cum grano salis — Interesse finden! Fritz Feerhow.

Dr. Georg Rothe, ,,Die Wünschelrute". Historisch - theoretische
Studie. Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1910. Preis brosch. Mk. 2,—.
Schriften, über die ehemals verlachte und verspottete Wünschelrute sind nun an
der Tagesordnung Man irrt aber, wenn man bloß eine derselben gelesen hat,


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