Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 320
(PDF, 173 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1910/0326
— 320 —

und nun glaubt, das Problem der Wünschelrute schon vollkommen erfaßt zu
haben. Denn die Mehrzahl der bis nun erschienenen Arbeiten über die Wünschelrute
bemüht sich ängstlich, die Phänomene derselben als rein physikalische Tatsachen
hinzustellen. Die simplen Grundgesetze elektrischer Anziehung und Abstoßung
sollen genügen, um der Wünschelrute alles „Rätselhafte" zu nehmen. Vom
Standpunkt einer wahrhaft vorurteilslosen, freien Forschung wäre dagegen sicherlich
nichts einzuwenden, wenn eben die rein physikalischen Erklärungsversuche tatsächlich
im Stande wären, das komplizierte Wünschelrutenphänomen einwandfrei zu
beleuchten. Dies ist aber nicht der Fall. Es ist nun ein außerordentlicher
Verdienst Dr. Georg Rothes, in überaus präziser Form den Nachweis geliefert
zu haben, daß die Phänomene der Wünschelrute als nicht ausschließlich der
Physik und Physiologie angehörig, sondern als eine physikalisch-physiologischpsychologische
Erscheinung zu betrachten sind.

Selbst die Elektronentheorie genügt nicht, um die Wünschelrute zu ergründen
, man muß tiefer schürfen, um auch nur den physikalischen Teil des
Rutenphänomens klarzulegen. Und Dr. Georg Rothe hat dies ehrlich getan;
wenn er auch vielleicht zum Ärgernis moderner Naturwissenschaftler zu den
odischen Tatsachen Zuflucht nehmen mußte. Aber die Gewalt der Tatsachen
wirkte zwingend auf den Autor ein. Erst als er sah, daß die gewöhnlichen
physikalischen Gesetze unzureichend sind, zog er Reichenbach zu Rate. Und er
tat dies in wahrhaft genialer Weise, und hat damit sowrohl dem Wünschelrutenproblem
als auch den Forschungen Reichenbachs einen großen Dienst erwiesen;
denn die odischen Tatsachen und die Erscheinungen der Wünschelrute erwiesen
sich als unzertrennliche Dinge.

„Wer Reichenbach kennt" — sagt der Autor — „könnte eine Phänomenologie
der Wünschelrute aufstellen, ohne jemals vom Rutengängertum mehr gesehen
oder gehört zu haben, als die elementare Tatsache, daß ein gegabelter
Zweig in den Händen eines Menschen über sichtbarer oder unsichtbarer Substanz
nach oben oder unten getrieben wird. In ihren grundlegenden Tatsachen ist die
Odlehre Reichenbachs durch die moderne exakte Forschung längst bestätigt
worden, die endliche Anerkennung der Wünschelrute bedeutet einen weiteren
Schritt auch zur Anerkennung Reichenbachs. Nicht seiner Theorie vom
Ode (um dies hier zu wiederholen), aber seiner odischen Tatsachen."

Damit begibt sich der Verfasser — wie schon erwTähnt und zum Ärger
der Tagespresse und des materialistischen Naturwissenschaftlers — in okkultes
Fahrwasser. Er weist zwar im Schlußwort darauf hin, daß sich die „okkulten" Tatsachen
eine nach der anderen naturwissenschaftlich auflösen, wenn eben der Okkultismus
zur Naturwissenschaft wird, d. h. wenn die Schulwissenschaft endlich ihre
starre Negation den okkulten Tatsachen gegenüber aufgibt. „Und es wird ihr
bald nichts anders mehr übrig bleiben als zu wollen. Mag dem sein wie es
will, wir stehen vor einer Erweiterung der Wissenschaft von außerordentlicher
Tragweite."

Denn der Verfasser weiß sehr wohl, daß ein Teil der Phänomene der Wünschelrute
mit Somnambulismus, Hellfühlen etc. im Zusammenhang sind. Wir stehen da vor
dem tiefsten Rätsel unserer Natur. Den dunklen Verbindungen zwischen Körperlichen
und Geistigem. „So stehen wir, dem Phänomen der Wünschelrute
nachgehend, schließlich vor dem Urproblem der Menscheit".

Damit bekennt sich Dr. Georg Rothe als tiefer Denker und ehrlicher
Forscher; und wir wünschen, daß speziell okkulte Kreise seine ausgezeichnete,
bis jetzt vielleicht einzig dastehende Schrift über die Wünschelrute würdigen
lernen und sie als Kampfschrift verbreiten mögen. G. W. Surya.

Druck von Karl Dietmar, Langensalza.


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