Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 339
(PDF, 173 MB)
Bibliographische Information
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zu verschleiern, aoer als ihr dies nicht gelang, begann sie durch eifriges
Studium jene auszufüllen. Merkwürdig waren Sallys Beziehungen zu
Miß Beauchamp: sie wußte alles von ihr, was jene erlebt hatte und
erlebte, sogar Dinge, die an Miß Beauchamp unbemerkt vorübergingen.
Sally war nämlich ein außerordentlich geschulter Beobachter, der die
Theorie des Traumes und der „unterbewußten Erlebnisse" — d. h. der
Erlebnisse, die scheinbar nicht bemerkt werden, aber dennoch im Gedächtnis
Spuren hinterlassen, um bisweilen abrupt aufzutauchen — genau
kannte. Miß Beauchamp wußte von alledem nichts, sie hatte von Sallys
Existenz überhaupt keine Ahnung. Wenn sie erschien, verschwand Sally
in ihr „Gefängnis", wie sie es nannte, um von dort aus den Geschehnissen
zuzusehen oder auf eigentümliche Weise in sie einzugreifen. Sie
war ein rechter Quälgeist für die arme Miß Beauchamp. Sie zwang sie
wider Willen zu allem Möglichen, so auch zu automischem Schreiben.

Eines Tages wollte Miß Beauchamp einen Abschiedsbrief an
William Jones schreiben, aber Sally wünschte die Beziehungen aufrecht
erhalten zu sehen. Miß Beauchamp schrieb unter heftigem seelischem Konflikt
einige Zeilen; aber weit kam sie nicht. Dann bat sie den Dr. Prince,
sie nicht aus dem Zimmer zu lassen, nämlich um die Expedition des
Briefes zu vereiteln. Als er ihr willfahrte, ging ein Wechsel in ihr vor:
sie wurde ruhiger. Das war Sally. Sie wollte nun aus dem Zimmer
entschlüpfen. Aber Dr. Prince erkannte sie und gab ihr, um ihre Identität
festzustellen, einen französischen Text zu lesen. Sie suchte ihre
Unkenntnis zu verbergen, aber als sie sich überführt sab, brach sie in
ein lustiges Lachen aus. Ein andermal saß Miß Beauchamp in Träume
versunken; da nahm Sally ihre beiden Hände, rieb die Augen, machte
eine Anstrengung, „wollte", und siehe da, Miß Beauchamp verschwand
und an ihrer Stelle erschien Sally, um sich alsbald eine Zigarette anzuzünden
, was die gute Miß Beauchamp sonst auf das höchste verabscheute.
Da bekam Sally Angst, Miß Beauchamp könne gestorben sein, und in
Erinnerung an Dr. Prince, der diese öfters aus Zuständen der Bewußtlosigkeit
vermittels eines elektrischen Reizes wieder zu sich gebracht
hatte, nahm Sally ihre Zigarrette und verbrannte sich die Hand. Auf
diese Weise erweckte sie Miß Beauchamp wieder zum Leben.

Abermals ging mit dieser eine Veränderung vor. Aus dem Dunkel
trat eine neue Persönlichkeit und nahm von Miß Beauchamp Besitz.
Die neue Miß Beauchamp war bei ihrem ersten Auftauchen völlig desorientiert
, sie kannte weder Ort noch Zeit, noch den Dr. Prince. Sie
erinnerte sich auch nicht an die Ereignisse der letzten sechs Jahre, die
seit der Affäre im Hospital verflossen waren. Von dieser wußte sie
auch nur die Hälfte des Vorganges, nämlich bis zu dem Augenblick,
als William Jones am Fenster erschien. Dagegen erinnerte sie sich sehr
gut an alles, was weiter zurücklag. Sonst aber machte die neue Miß
Beauchamp den Eindruck eines hilflosen Kindes oder eines Wesens,

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