Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 349
(PDF, 173 MB)
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sich unverträgliche Güter; widersprechende Impulse stören die besten
und schönsten Pläne, sein ganzes Leben kann ein langes Drama
werden — ein Drama von Reue, Anstrengung zur Besserung, ein Gewebe
aus guten Vorsätzen und bestem Willen einerseits, aus minderwertigen
Handlungen, aus schlechten Impulsen, verderblichen Neigungen
anderseits.

Zweierlei mag das Schicksal der zweiakkordigen Menschen sein:
Bekommen die zentrifugalen Tendenzen die Oberhand, das Übergewicht,
so haben wir den feineren oder gröberen Verbrecher vor uns, den
Egoisten, den gottlosen, den betrogenen Betrüger, der nur in der Maya
(Illusion) der sinnfälligen Welt lebt.

Unterliegen die zentrifugalen Tendenzen, so verschmelzen langsam
oder plötzlich die beiden Wesenshälften (Lysis oder Crisis).
Es ist dies die geistige Wiedergeburt (Bekehrung) des zweiakkordigen
Menschen. Von der Wiedergeburt, d. h. vom Zeitpunkt der Verschmelzung
seiner vorher gespaltenen Persönlichkeit an, ist es nur mehr
eine Frage der Zeit, wann der zweiakkordige Mensch zur Vereinigung
mit der Gottheit gelangt. Er wird ein Heiliger, dessen Seele, mehr und
mehr losgelöst von der Welt, vom Irdischen im verzehrenden Feuer
einer himmlischen Begeisterung der Absorption ins Absolute, Göttliche,
dem Nirwana zueilt.

So sind die Extreme des zweiakkordigen Typus; die Zwischenstufen
bilden den üblichen Herdenmenschen.

Was ist der einakkordige Mensch? Es ist der gesunde, harmonische
Naturmensch. Er sieht in der Causa causorum nur den allgütigen
Schöpfer, dessen Gnade ufid Barmherzigkeit keinen Anfang und kein
Ende, keinen Grund und keinen Gipfel hat. Ein solcher Mensch ist
nicht unglücklich über seine Unvollkommenheiten, Schwächen und
Fehler. Haben die zentrifugalen Tendenzen ihn zu Fall gebracht, so
bleibt er nicht liegen in dem vernichtenden Gefühl seiner Sündhaftigkeit
— nein, er steht wieder auf, er vergißt, daß er gesündigt hat und
denkt, das nächste Mal wird es besser gehen. Reue, Buße heißt bei
ihm „von der Sünde .weglaufen", nicht stille stehen in der Verzweiflung
an sich und an Gottes Gnade. Die zweiakkordigen Menschen dagegen
brauchen einen Erlöser oder eine Erlösung, sie können zur Vereinigung
mit sich und mit Gott nur durch Bekehrung und Wiedergeburt gelangen
.

Der einakkordige Mensch trägt die Erlösung, die Befreiung in
sich bereit zu allen Zeiten. Er steht in Harmonie mit sich, mit der
Natur, mit seinem Gott. Er kennt kein „Lebensproblem*, er lebt und
ist glücklich, weil er nicht anders kann. Er lernt, er arbeitet, weil es
ihm Freude macht, er betet zu Gott, weil er Gott in sich hat und
in sich fühlt. Er könnte nicht von Gott loskommen, selbst wenn er
wollte. Er hilft anderen und ist gut und barmherzig, weil dies sein


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