Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 350
(PDF, 173 MB)
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— 350 —

Seligkeitsgefühl steigert. Der einakkordige Mensch wird nie ein Heiliger,
nie ein Verbrecher, er endet nie in Gottesferne (Atheismus, Agnostizismus
), nie in Gottlosigkeit — er gelangt aber auch nie zur mystischen
Vereinigung, zur Auflösung, Absorption in der Gottheit; doch bleibt
er zeitlebens in mehr oder minder harmonischen Beziehungen zu
allem Göttlichen. Er kennt nicht die göttliche Extase, er kennt nicht
die tiefen Wasser menschlichen Elends und Jammers, er weiß nichts von
der Nacht der Verzweiflung, noch von der himmlischen, seraphischen
Verzückung des wünsch- und willenlosen Nirwanas. Der harmonische
Mensch ist glücklich und dadurch hat er eine gelegentliche Blindheit
und Taubheit, die ihn weder tiefe Abgründe noch steile Höhen sehen
läßt, die ihn die Lockungen der Maya, der trügerischen Welt, die
Schmähungen des Bösen überhören macht.

Vom einakkordigen, harmonischen Menschen gJbt es unendlich
viele Abstufungen bis zum ausgesprochenen zweiakkordigen Menschen.
Der reine Typ des harmonischen Naturkindes ist das Element des Glücks,
des Segens in dieser Welt; die weniger ausgesprochenen Glieder dieser
Gruppe stellen den harmlosen Durchschnittsmenschen dar.

Die durchaus zweiakkordigen Menschen aber sind das Salz der
Erde, sie schieben und drehen die Weltachse im guten oder schlimmen
Sinne; es sind die Motoren. — Die „Geschobenen" sind die Reflektoren
.

Dein Bruder, o mein Schüler, ist ein solcher rein-harmonischer,
ganzer und ungeteilter Naturmensch, dessen bloße Gegenwart physisches
Wohlbehagen bereitet; deshalb laß ihn nur seinen Besuch ausdehnen,
er wird dem skeptischen, pessimistischen Agha ganz gut bekommen.
Da, hörst Du da das Lächeln des Kranken heraustönen aus dem fröhlichen
Gelächter des Frengi?"

Dr. Faucheur: „Meister, es ist, wie Du sagst; doch eines verstehe
ich nicht: Mein Freund und Bruder will nichts wissen von Metaphysik
und Philosophie. Er vermeidet alle Gespräche über Religion, über Ubersinnliches
; er hat kein Interesse für Logik und Wissenschaft Wie denn,
muß nicht etwas in ihm geweckt werden, muß nicht seine Seele, sein
Geist wiedergeboren werden, auf daß er nicht untergehe, sich verliere
in der äußeren Welt der sinnlichen Erscheinungen?Ä

Tschang-gatze Lama: „Laß ihn in Frieden, mein Kind! Ihm
wurde das gute Teil geschenkt — nach dem unerforschlichen Ratschluß
des Ewigen. Dein Freund ist ein Mann der praktischen Tat. Er ist
kein Denker, er ist kein Forscher und kein Gründer im Geistigen; er
ist weder bestimmt zum Märtyrer, noch zum Pionier, Pfadfinder und
Pfadbrecher, er wird kein Prophet, kein Dichter. Wie sagt Christus,
euer Meister: „Werdet wie Kinder, so ihr ins Himmelreich eingehen
wollt." — Da hast Du es. Im unmittelbaren Erleben, im ursprünglichen
Erfassen, im natürlichen Sein und Wesen ist der Naturmensch dem


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