Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 402
(PDF, 173 MB)
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die wissenschaftliche Anerkennung des Somnambulismus und namentlich
des Spiritismus mußte er verzichten.

In populäreren Schriften, wie „Das Rätsel des Menschen" und
„Der Spiritismus" (beide bei Reclam) und in dem fesselnden hypnotisch
-spiritistischen Roman „Das Kreuz am Ferner" (Stuttgart, 1891),
suchte er seine tiefbohrenden Studien dem allgemeinen Verständnis
näher zu bringen. Daneben entstanden noch zahlreiche größere und
kleinere polemische und Gelegenheitsarbeiten, deren Aufzählung und
Würdigung hier zu weit führen würde. Ein mit Unrecht weniger beachtetes
Buch „Unter Tannen und Pinien" (Berlin 1875)*) zeigt uns du Prel auf
seinen großen Fußwanderungen durch Tirol, Italien, Dalmatien und Montenegro
als einen glühenden und blühenden Naturschilderer. In seiner
letzten kleinen Schrift „Der Tod, das Jenseits, das Leben im Jenseits"
(1899) konzentriert er alles ihm am Herzen liegende; sie ist sein Testament.

Müde legt er sich zum Sterben hin. Er glaubt, das Seine getan
zu haben und hat Recht. Die unaufhörliche angestrengte Arbeit, die ihm
so zum Bedürfnis geworden war, daß er alles — Licht, Luft und Bewegung
— darüber vergaß, zehrte rasch den zarten Körper in einem
tückischen Leiden auf. Er erkannte es nicht, aber er fühlte: „Ich lösche
aus wie eine Lampe." Er starb, wie ein Philosoph sterben soll, ruhig, er-
geben und voll unerschütterlicher Uberzeugung von der ewigen Geltung
seiner heiligen Sache, in seiner geliebten Tiroler Sommerfrische Heiligkreuz
am 5. August 1899, nachdem wenige Monde vorher sein 60. Geburtstag
von allen Spiritisten der Erde, sogar nicht in seinem Sinne,
gefeiert worden war, betrauert von seinen gleichstrebenden Freunden und
Anhängern, geachtet selbst von seinen Gegnern, die mindestens den
Geist und das ehrliche Wissen und Streben des Münchner „Sonderlings"
nicht verkannten und unterschätzten. Näherstehende wußten freilich
auch noch, daß mit Dr. Carl du Prel nicht nur einer, der um der Sache
willen philosophierte, dahingegangen war, sondern auch ein edler, großer
Mensch von seltener Charakterreinheit, ein großes Kind im materiellen
Leben unserer Zeit, ein „kleiner Schweiger", wenn ihn billige Neugier
und oberflächliche Gesellschaft umgab, aber ein geist- und humorsprühender
Plauderen wenn ihm Thema und Umgebung des Plauderns
wert schienen. Mit du Prel ist der letzte ernste, wissenschaftlich ge-
rüstete Verfechter des Spiritismus, der diesen zu seinem Lebensberufe
gemacht hatte, dahingegangen. Er selbst wußte und fühlte, daß seine
Sache mit ihm ihren besten Kämpen verliere, und das war es vielleicht
allein, was ihm das Sterben nicht gerade erleichterte. Sein Vertrauen
aber wurde dadurch nicht erschüttert, und wenn selbst die fernste Zu-
kunft seine Erwartungen nicht ganz erfüllen sollte, vergessen darf sie
ihn um seiner selbst willen nicht, denn — soviel kann schon die Gegenwart
sagen — er hat nicht umsonst gelebt.

*) Eine neue Auflage hiervon erscheint demnächst im Verlag von Max Altmann
in Leipzig.


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