Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 453
(PDF, 173 MB)
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sie richtete, wenn er sich dabei vollständig passiv verhielt, durch seine
Hand automatisch schreibend beantwortet, so wie die Betreffende sie
wirklich beantwortet hätte. Dies war die praktisch verwertbare Seite
dieser Art von Schreiberei. Und über diese Fähigkeit verfügt Stead
noch heute.

Daß auf diese Art auch Kundgebungen von Verstorbenen erhalten
werden können, ist nun freilich eine Behauptung, die auch heute noch
vielfach entschieden bestritten wird. Unter all den auf diese Behauptung
Widerspruch Erhebenden dürfte sich aber kaum ein solcher befinden,
der die Fähigkeit der automatischen Schrift selbst besitzt und darin über
eine so langjährige Erfahrung verfügt wie Mr. Stead.

Man glaube aber ja nicht, daß Stead im Falle Julia sich schon
darum für die Annahme der Spirit-Hypothese entschlossen habe, weil er
von vornherein zu dieser Hypothese neigt. Dies wäre ein übereilter
Schluß. Man darf sich unter diesem Mann nicht etwa einen fanatischen
Anhänger des Spiritismus vorstellen. Auf mich macht Stead den Eindruck
eines Mannes, der in allen wichtigen Dingen äußerst kühl abwägt und prüft,
ehe er sein Urteil festlegt. Die Spirit-Hypothese findet in* Stead einen
auf alle Einwürfe wohlvorbereiteten Verteidiger, der alle hier in Betracht
zu ziehenden sonstigen Hypothesen sehr genau kennt. Nun liegen eben
im Falle Julia für ihn sehr schwerwiegende Gründe vor, die dafür sprechen,
daß man es hier mit den Aeußerungen einer ganz bestimmten Verstorbenen
zu tun hat und nicht mit Kundgebungen seines eigenen Unterbewußtseins
oder mit Oedanken-Uebertragung oder den Erscheinungen
der Telepathie. Wenn ich alle diese Gründe hier anführen wollte, dann
bliebe nichts anderes übrig, als den Inhalt der oben erwähnten »Briefe
von Julia« auf das genaueste zu zergliedern. Diese »Briefe« sind kurz
gesagt Aeußerungen eines kindlich frommen, zarten, weiblichen Gemüts
— allem Anschein nach einer Verstorbenen, die von wärmster Menschenliebe
erfüllt ist und die für den Gedanken einer Annäherung zwischen den
Bewohnern dieser und jener Welt schwärmt. Aus diesen Briefen tritt uns
nun aber nicht bloß der Charakter und die Eigenart des Wesens entgegen
, das sie verfaßt hat — wer immer dies Wesen auch sein mag —
sondern auch die Eigenart desjenigen, an den sie gerichtet sind, also
Steads selber. Damit nun der Leser, der diese merkwürdigen Briefe
nicht kennt, von ihrem Inhalt eine Vorstellung gewinnt, möge hier eine
kurze Stelle aus ihnen wiedergegeben werden, in der von den Zweifeln
die Rede ist, die der Leser vielleicht geneigt sein wird zu hegen — von
den Zweifeln an der wirklichen Existenz der Persönlichkeit, die sie geschrieben
zu haben vorgibt. Es war der 19. September 1897, an dem
durch Steads Hand folgende an ihn selbst gerichteten Worte niedergeschrieben
wurden:

»O ich kenne die Einwürfe, die der Skeptiker macht, recht gut.
Diese Botschaften, die Ihnen zu jeder Zeit zugegangen sind, von denen


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