Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 618
(PDF, 173 MB)
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zierliche Hand und blickte mich mit ihren großen, schwarzen Augen
treuherzig an. Darauf trat eine kleine Pause in unserer Unterhaltung
ein. Plötzlich zuckte die Dame zusammen, griff an ihren Hals und sagte
erregt: »Nun hat mich aber etwas stark gestochen!« Einen Augenblick
zuvor hatte ich eine große Fliege von meiner Hand weggejagt und sah
noch, wie das häßliche Tier auf meine schöne Nachbarin zugeflogen war,
bemerkte aber nicht, daß sie sich auf ihren Hals gesetzt hatte. Der
Stich verursachte der Dame heftiges Jucken, und nach kurzer Zeit verabschiedete
sie sich von mir mit der Bemerkung, ins Hotel zurückkehren
zu wollen, um einen kalten Umschlag auf den Biß oder Stich zu legen.
Ich legte der Sache keine Bedeutung bei, wünschte gute Besserung und
bedauerte.sehr, daß meine schöne Freundin mich durch einen so unliebsamen
Zwischenfall verlassen mußte. Ich machte noch einen kleinen
Spaziergang und freute mich darüber, den Tag, der mir nach astrologischen
Regeln so gefahrvoll sein sollte, so gut und in so angenehmer Gesellschaft
verbracht zu haben. Nach einer Stunde kehrte ich ins Hotel zurück und
erkundigte mich nach meiner schönen Italienerin. Zu meinem Schreck
wurde mir nun berichtet, das Fräulein habe soeben nach dem Arzt
schicken lassen, sie befinde sich sehr schlecht. Der Arzt kam und
konstatierte eine Blutvergiftung durch Leichengift. Alle Mittel waren
vergebens, in der Nacht starb die Schöne unter wahnsinnigen Schmerzen.

Also meine Prognose für mich war doch richtig. Wenn die Fliege,
die ich nicht weiter beobachtete, mich gestochen hätte, so hätte mich
das schlimme Schicksal meiner Freundin erreicht. Aber wenn nun die
Fliege die Dame nicht gestochen hätte, wie hätte ich wissen können, daß
ich durch dieses kleine Tier auf meiner Hand in Lebensgefahr war?
So klingen manchmal die Prognosen der Astrologen absurd und es
scheint, als hätte sich nichts von dem ereignet, was sich nach der Stellung
der Sterne ereignen sollte. Vielleicht würde es uns nicht so erscheinen,
wenn wir die innersten Zusammenhänge und all die geheimnisvollen
Fäden kennten, die unsere Schicksale verweben . . . .« —

Für den Erzähler also war es bei der Gefahr geblieben; jedoch
welch kleiner Schritt war von der Gefährdung zur wirklichen Vergiftung!
Wie hätte der Astrologe hier entscheiden mögen, ob vermutlich der Tod
oder nur Lebensgefahr ihm drohte?

Die Schlußfolgerungen, die wir aus diesen Betrachtungen insgesamt
gewinnen, sind:

1. Man kann für ein neugeborenes oder noch sehr unentwickeltes
Kind nur allgemeine Dispositionen und allgemeine äußere Lebensschicksale
aus dem Horoskop erkennen und muß für jedes Lebensgebiet
mehrere Möglichkeiten offen lassen.

Zumeist wird durch die Kenntnis der Eltern des Nativen eine Basis
zur Diagnose gegeben, doch ist diese keineswegs immer zureichend.

2. Man kann an dem Horoskop eines hinlänglich Erwachsenen nur


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