Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 685
(PDF, 173 MB)
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- 685 —

»Die alten Sagen von Sodom und Vineta — sie künden die Auflehnung der
Naturgewalten gegen eine einseitige, auf soziale Beziehungen eingelebte Kultur. Der
Qroßstadtmensch von heute wird sich der Tatsache kosmischer Einwirkungen auf sein
körperliches und seelisches Leben immer weniger bewußt; besonders in der mitteleuropäischen
Zone leben wir verhältnismäßig wenig gestört durch Naturkatastrophen
unsern kulturellen Lebensaufgaben. Für manchen Menschen hat noch der Ausbruch
eines Gewitters einige Bedeutung — es ist eine Art Erinnerung an die kosmischen
Mächte, indem es Schrecken und Angst auslöst. Nachdrücklicher als das Phänomen
der Gewitterangst sind jedoch jenen leisen Einwirkungen auf den Seelenzustand, die bei
vielen Menschen durch die Luft vor dem Gewitter auftreten. Ganz ähnliche
Wirkungen sind bekannt von der Föhnluft, dem schirokkalen Wetter und — bei einer
kleinen Anzahl von Menschen — auch von der Luft vor sehr großen Schneefällen.
Da alle diese Wetterformen in ihrer meteorologischen Struktur sehr verschieden sind, so
sucht man die eigentliche Ursache ihrer gemeinsamen Wirkungen neuerdings in ihren
elektrischen Eigenschaften. Diese Zerlegung einer Wetterform in ihre Elemente führt
zu der Betrachtung der Wirkung der meteorologischen Elemente auf unsere Seele
überhaupt. Wie auf allen Gebieten der Naturforschung hat bei dieser Fragesteilung das
Experiment ein entscheidendes Wort zu sprechen. Dies wird zunächst an dem Beispiel
der Luftdruckwirkungen, über die sehr verschiedene und unklare Meinungen bestehen,
gezeigt, die am bekanntesten in der Bergkrankheit ihren Ausdruck finden. Wie
viel von den Erscheinungen der Bergkrankheit auf den Faktor »Luftdruck« entfallen,
ist nach langem Streit durch die experimentelle Luftverdünnung und die pneumatischen
Kammern entschieden worden: bloße Luftverdünnung wirkt seelisch lähmend
bis zum zwingenden Schlafbedürfnis, und erst, wenn körperliche Anstrengungen oder
der krampfhafte Versuch, die Müdigkeit zu bezwingen, sich dazu gesellen, treten auch
Erregungserscheinungen ein.

Nun geht der Vortragende auf das Gebiet der eigentümlichen Wirkungen, die
vom Erdkörper, der Erdzusammensetzung, auf den Menschen ausgeübt werden, über.
Das Mysterium der Wünschelrute, deren Erforschung im letzten Jahrzent in ein ganz
neues Stadium getreten ist, findet darin seine Erklärung. Wir sehen die Wasser anzeigende
Kraft, die der Wünschelrute zugeschrieben wird, heute nicht mehr in der
Rute selber; diese ist sozusagen nur der Index für die zitterigen Bewegungen, die aus
einer Unruhe des Menschen stammen, und diese Unruhe wird offenbar bei einer
kleinen Anzahl von Menschen erzeugt, so wie sie über Erdstellen von bestimmter
Zusammensetzung hinwegschreiten.

Noch viel mehr als die Einwirkungen des Erdkörpers schienen bis vor kurzem
die des Mondes auf die lebendige Welt dem Reiche des Aberglaubens und der
Phantastik anzugehören. Auch hier aber sind in den letzten zwanzig Jahren Erfahrungen
bekannt geworden, die uns wohl nachdenklich stimmen können. Die interessanteste
darunter ist die eigentümliche Fortpflanzungstätigkeit eines in der Südsee lebenden
Wurmes, des Palolo, dessen Schwärme alljährlich zweimal genau in der Nacht vor
der astronomischen Vollendung des letzten Mondviertels an die Meeresoberfläche
kommen. Allerdings ist die Frage, ob wir hier seelischen Antrieb einfachster Art annehmen
dürfen, noch nicht geklärt. Die niedrige Stellung der Würmer im Tierreiche
würde dafür kein Hindernis bilden, da auch andere Würmer, zum Beispiel der Regenwurm
, ausgeprägte psychische Fähigkeiten, vor allem einen sehr feinen geometrischen
Sinn zeigen.

Wünschelrute und Wasserleitungsbrüche. In der letzten Zeit ist es von
den Erfolgen des bekannten Herrn v. Uslar, Landrats von Apenrade, mit dem Aufsuchen
von Wasseradern durch die Wünschelrute etwas still geworden. Dafür hat die
Wünschelrute jetzt ein anderes Tätigkeitsfeld gefunden, nämlich das Aufsuchen von
geplatzten Wasserrohren. Der erste Versuch ist in Frankfurt gemacht worden, und


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