Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 688
(PDF, 173 MB)
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Jahre 1812 stammen, befinden sich in einem schweizerischen Archiv, und de Grellet
beteuert, daß er das, was er berichtet, aus dem Munde einer der beteiligten Personen
, der Qattin des russischen Generals Grafen Tutschkow, erfahren habe.

„Drei Monate vor Napoleons Einfall in Rußland weilten der Graf und die
Gräfin Tutschkow in ihrer Villa bei Tula. Eines Abends träumte die Gräfin, daß sie
sich in einer ihr gänzlich fremden Stadt in einem Gasthause befinde und daß ihr
Vater mit ihrem einzigen Söhnchen zu ihr ins Zimmer trete und unter Tränen zu ihr
sage: „Dein Glück ist zu Ende; dein Gatte ist bei Borodino gefallen:4' Die Gräfin
wachte, von furchtbarer Angst gepeinigt, auf, beruhigte sich aber, als sie sah, daß
ihr Gatte friedlich an ihrer Seite schlummerte, und schlief bald selbst wieder ein.
Aber der Traum erneuerte sich ein zweites und ein drittes Mal,
so daß sie schließlich in großer Aufregung ihren Mann weckte, um ihn zu fragen, wo
Borodino läge. Er wußte es selbst nicht, und das Ehepaar begann nun mitten in der
Nacht auf einer Karte von Rußland den ihm gänzlich unbekannten Namen zu suchen,
ohne ihn zu finden. Ein paar Monate später wurde General Tutschkow, kurz bevor die
Franzosen ihren Einzug in Moskau hielten, an die Spitze der Reservearmee gestellt.
Und eines Morgens trat der Vater der Gräfin mit seinem Enkelsohn an der Hand in
das Hotelzimmer, in welchem die Gräfin wohnte. Er war sehr traurig, genau wie
er ihr im Traum erschienen war, und sagte: „Dein Glück ist zu Ende; dein Mann ist
bei Borodino gefallen." Die Gräfin sah jetzt erst, daß das Zimmer, in welchem sie
weilte, ganz so aussah wie der Hotelraum, den sie im Traume gesehen hatte; sie
glaubte jeden einzelnen Gegenstand wiederzuerkennen. Und ihr Mann war in der
Tat als eines der vielen Opfer der blutigen Schlacht am Flusse Borodino gefallen...
(Wobei zu bemerken ist, daß Borodino kein Fluß, sondern ein an der Moskwa gelegenes
Dorf im Gouvernement Moskau ist. Die Schlacht bei Borodino, gewöhnlich
Schlacht an der Moskwa genannt, wurde am 7. September 1812 geschlagen.)

Schließlich wollen wir noch einen Wahrtraum berichten, den wir einer Mitteilung
unseres verehrten Mitarbeiters Herrn Dr. K r a 11, Prof. a. D. in Baden-
Baden, verdanken. Prof. Kratt, welcher seit 1892 Okkultist und unermüdlich für
die Ausbreitung einer übersinnlichen Weltanschauung tätig ist, schreibt uns also am
5. März d. J.:

„In der Nacht vom 2. auf den 3. März 1911 träumte mir lebhaft, meine
Zimmervermieterin, Frau E. B., Witwe, stellte mir ihren Sohn in ihrem Wohnzimmer
vor. Derselbe war vor 15 Jahren im hiesigen Gymnasium mein Schüler und war
seit Jahren nach Nordamerika ausgewandert. Als ich ihr am Morgen des 3. März
meinen Traum erzählte, erwiderte sie freudestrahlend, soeben sei ein Brief
aus Vancouver gekommen, worin ihr Sohn seinen Besuch für
diesen Sommer ankündet. Bemerken muß ich noch, daß, obwohl Frau E. B.
mir des öfteren vom Heimweh ihres Sohnes erzählte, ich vor dem 3. März niemals
von ihm geträumt hab e."

Gezeichnet: Dr. G o 11 f r i e d K r a 11. m. p.

Damit wollen wir für heute das Kapitel „Wahrträume" beschließen und ersuchen
gleichzeitig unsere Leser, in Anbetracht der Wichtigkeit, welche Wahrträume
sowohl vom philosophischen als auch vom okkulten Standpunkte zweifellos besitzen,
uns derlei Erlebnisse zukommen zu lassen, damit wir sie veröffentlichen. Wären
Wahrträume kein wichtiges Argument gegen den Materialismus, so würde sich beispielsweise
ein Herr Leo Erichsen nicht die Mühe nehmen, dieselben
öffentlich als unmöglich und unwahr hinzustellen! Wir betrachten
aber die Tatsache der Wahrträume als etwas sehr Wichtiges, denn
Wahrträume sind meistens die ersten inneren Erlebnisse
eines Menschen, die ihn zum „Nachdenken" anregen.

(Die Schriftleitung.)


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