Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 690
(PDF, 173 MB)
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wunderbaren Charakter ihrer Heilung bestreiten? Und der ganze Saal antwortete
ihm angesichts dieser offensichtlichen Tatsache durch langen Beifall!

„Fräulein Genoveva Hauteux aus Clarmart litt an Albuminurie und an einer
Erkrankung der Wirbelsäule. Ihr Zustand war derart, daß sie in einer Kiste verpackt
nach Lourdes transportiert werden mußte. Nach acht Bädern in der Grotte
vollzog sich das Wunder, und wer würde heute in diesem munteren und lebhaften
jungen Mädchen das „menschliche Paket" erkennen, das sie vor einigen Monaten
war? Dr. Pley stellte uns sodann ein Kind vor, die kleine Therese Fontaine,
welche in wunderbarer Weise von einer vorgeschrittenen Lungentuberkulose geheilt
wurde, sowie das Fräulein Gabriele Durand, die heute ebenso aussieht wie alle
jungen Mädchen ihres Alters, die aber alle Krankheiten an sich hatte, die junge
Wesen befallen können. Sie litt an einer Lungentuberkulose zweiten Grades, an
dem Pottschen Lendenübel, an einer Karies der Wirbelsäule, an tuberkulöser Hüftgelenkentzündung
und wer weiß an was noch. Sie war seit Monaten in einen Gipsapparat
eingeschlossen, und diese ganz*e Folge von Krank he iten ist
plötzlich verschwunden nach einem einmaligen Untertauchen
am 2 4. August 190 8.

„Der letzte Kranke ist ein männlicher Patient namens Josef Sirot, der sich
selbst vorstellte und in naiver und pittoresker Weise seine Heilung erzählte. Er
war von einer schweren Krankheit des Herzens betroffen, einer Herzbeutelentzündung
mit Rheumatismus der Gelenke. Am 22. August 1909 nahm er an der
Prozession teil, auf einer Tragbahre liegend. In einem Augenblicke, wo der ihn .begleitende
Geistliche das WTort an ihn richtete, bemerkte er, daß er seine Füße und
seine seit langer Zeit gelähmten Hände bewegen konnte und daß ihn das Herz nicht
mehr schmerzte. Das war das Wunder, und Sirot, der sich heute wohl befindet,
erzählte uns mit lebhafter Sprache und amüsanter Gebärde unter allgemeiner
Heiterkeit des Saales folgende Szene: Der ihn behandelnde Arzt Dr. Bonnet hatte
ihn am Abend vor dem Wunder sterbend gesehen, er sah ihn am nächsten Tage
wieder aufrecht vor sich stehen, und als er ihm lächelnd die Hand hinstreckte, fiel
der Arzt auf seinen Stuhl zurück, so sehr war er überrascht. Als Sirot von
Lourdes zurückkehrte, waren seine Wärter unwohl geworden und er selbst konnte
sie pflegen und an der Verpflegung aller Kranken im Eisenbahnwagen teilnehmen.

Alle diese Fälle sind wohl eine sprechende Illustration des Bibelwortes:
„Dein Glaube hat dir geholfen"! —

Angesichts dieser Berichte müssen nun wohl auch die Gegner von Lourdes
zugeben, daß die daselbst erzielten Heilungen als „Wunderheilungen*6 mit Recht zu
bezeichnen sind, sofern wir unter Wunder eben Vorgänge verstehen, deren Erklärung
die materialistische Wissenschaft absolut nicht geben kann, weil
diese Wissenschaft von dem irrigen Grundsatz ausgeht, daß alle geistigen Kräfte
nur Funktion der Materie sind.

Wenn auch die Ansichten der Okkultisten über die Ursache, d. h. die wirkenden
, geistigen Kräfte und Bedingungen bei solchen Wunderheilungen nicht ganz
übereinstimmende sind, so stimmen sicherlich alle Nichtmaterialisten darin überein,
daß solche Augenblicksheilungen (durch die Inbrunst des Glaubens oder der Einbildung
) den klaren Beweis liefern, daß geistige Kräfte unter gewissen Umständen
umwandelnd auf die Materie einwirken können und somit die Superiorität
des Geistes über alle Formen der materiellen Welt dartun.
Alles, was die Wissenschaff vorsichtigerweise darauf erwidern könnte, wäre, daß
wir noch lange nicht die Grenzen der Macht des Glaubens, des Willens und der Einbildung
festgestellt haben, daß dieselbe geistige Kraft, die in der Hypnose auf Verbalsuggestion
Veränderungen im physischen Körper der Versuchsperson erzeugt,
auch durch die Kraft des Glaubens krankhafte Veränderun-


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