Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
4.1910/11
Seite: 755
(PDF, 173 MB)
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Handküsse selbst ist kaum bestreitbar. Die Erscheinung von der Hand Napoleons I.
durch die Mediumschaft Homes ist ohne Widerspruch viel berichtet und auch abgebildet
, wie z. B. in Rambaud „La force psychique" mit Einleitung von Vict.
Sardon. Dieses sein Zeugnis aber legte Home ab am 2 2. Juni 18 69. Und er
sollte sich dessen unterfangen haben, solches Zeugnis noch 1869 zu vertreten, das
dann im Drucke verbreitet wurde*), wenn etwas unsauber gewesen wäre in
seiner späteren Haltung zum Kaiserhoie? — In keinem Punkte also stimmt das
Histörchen mit dem, was wir wissen. Möglich, daß Fleury das ihm von einem
anderen Erzählte weiter erzählte und irrtümlich selbst als Augenzeuge galt. Vielleicht
wurde auch Home mit einem andern Medium verwechselt.

München. Walter Bormann.

Ein rätselhaftes Bild. „In der Doregalerie in London ist für kurze Zeit ein
seltsames Qemälde ausgestellt, das täglich Hunderte von Menschen anlockt. Es ist
das Werk eines jungen kanadischen Künstlers, Henry Ault, und erregt seit Jahren
in allen Städten, wo es zur Ausstellung kommt, ungeheures Aufsehen. Bei Tageslicht
oder bei künstlichem Licht betrachtet, bietet das Bild keine Erklärung für das
wunderbare Interesse, das es allerorts hervorruft. Es stellt den Heiland dar, einsam
in tiefer Einöde. In der Ferne schimmert der blaugrüne Spiegel des Toten
Meeres. Wir betrachten das Bild und können nicht „warm" werden; es hat keine
Seele, es spricht nicht zu uns. Da wird plötzlich das einzige Licht an der Decke
des dunkel verhängten Raumes abgedreht und unsre Blicke hängen betroffen am
Bilde fest — das Bild leuchtet; es leuchtet so stark, daß wir unsre Hände im
Schöße ganz deutlich wahrnehmen können, in den vorderen Sitzreihen zumindest.
„Phosphor!" murmelt der Skeptiker, „Radiumpigment!" Doch das Leuchten allein
bewirkt ja nicht unser Staunen. Vor uns hebt sich die Gestalt des Heilands in
dunklen, schweren Linien vom unruhigen, violetten Licht des Firmaments ab, und
quer durch dasselbe, wo wir vorher bei Beleuchtung nur die feinen, kleinen
Wolken des Abendhimmels bemerken konnten, zieht sich nun deutlich wahrnehmbar
der Schatten eines Kreuzes — bald scharf im Umriß, bald vag und verschwommen,
in stetem Wechsel. Zahllose Vermutungen sind aufgetaucht, die das Rätsel des
Bildes zu entschleiern suchten,; Wissenschaft und Chemie haben sich an demselben
versucht und sind zu keinem befriedigenden Ergebnis gelangt. Man ist,
wie es heißt, nicht imstande, die Natur des leuchtenden Elements in der Farbenmischung
festzustellen, und staunt zugleich über die stets wechselnde Intensität
des Lichtes und daß sich Himmel und Erde, obgleich beide hell, so deutlich voneinander
abheben. Das Bild soll überdies in den 14 Jahren seines Bestehens
niemals restauriert worden sein und trotzdem nicht an Leuchtkraft eingebüßt
haben. Der Künstler gibt an, selbst nicht genau zu wissen, wie er die rätselhaften
Lichteffekte des Gemäldes hervorgebracht und wie der Schatten des Kreuzes
am Firmament entstanden ist; er habe das Leuchten zur Nachtzeit anfangs für den
Widerschein des Mondlichtes gehalten und das „wunderbare" Bild ahnungslos für
einen recht geringen Preis veräußert. Man habe ihm seither Riesensummen geboten
für den Entwurf eines ähnlichen, selbstleuchtenden Bildes, doch sei er bis
heute nicht imstande gewesen, diesen Wünschen nachzukommen. Allen Beschauern
wurde gestattet, das Gemälde in unmittelbarer Nähe zu betrachten und
auch die Rückseite genau in Augenschein zu nehmen. Die Leinwand ist an vielen
Stellen durchscheinend; die Gestalt des Heilands erscheint gegen den hellen Hintergrund
(des nun erleuchteten Raumes) wie eine Silhouette Charles I. Während

*) S. in den „Berichten des Komitees der Dialekt. Gesellsch. zu London" (übers,
von C. G. Wittig-Leipzig, O. Mutze), deren Inhalt ernstestes Studium verdient,
Band IL S. 151 f.

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