Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 8
(PDF, 169 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0014
Aber auch der Oedankenkörper kann solche Spaziergänge machen,
oder eine Gedankenform, die ein Teil seiner selbst ist, gleich einem von
einer Lampe ausgehenden Lichtstrahl aussenden, ohne daß der Aussender
dabei schläft, und diese Gedankenform kann als ein »Maya virupa«
an entfernten Orten erscheinen. Hierauf beruht auch die Fern Wirkung
des Gedankens oder die »Telepathie«. Hunderte von Beispielen könnten
aus Büchern angeführt werden, aber ich ziehe es vor nur solche aus
meinen eigenen Erfahrungen zu wählen:

Ich wohnte vor einigen Jahren in Tirol und hatte eine Freundin an der Ostsee
; Früher korrespondierten wir fleißig; aber nun hatte ich monatelang nichts
mehr von ihr gehört. Eines Abends um acht Uhr saß ich an meinem Schreibtische,
eifrig mit Schreiben beschäftigt. Plötzlich sah ich meine Freundin vor mir im
Brautkleide stehen. Sie schien mir etwas sagen zu wollen, aber ich konnte es
nicht verstehen, sondern wunderte mich nur über ihr Brautkleid. Einige Tage darauf
erhielt ich einen Brief von ihr, in dem sie mir mitteilte, daß sie an demselben
Tage abends acht Uhr ihre Verlobung gefeiert habe. Es stellte skh heraus, daß
sie dabei kein Brautkleid anhatte; aber daß sie in einem solchen erschien, läßt sich
dadurch erklären, daß ihr bei der Verlobung die Hochzeitsfeier vorgeschwebt hatte.

Daß diese »Traumerscheinungen« nicht körperlos sind, dafür gibt
es auch zahllose Beweise:

Eines Abends, als ich in Florenz war, fühlte ich mich plötzlich von den
Armen einer meiner in Deutschland lebenden Verwandten umfaßt, die sich, wie
Schutz suchend, an mich anklammerte, und nie habe ich deutlicher die Berührung
eines menschlichen Körpers gefühlt. Es stellte sich bald darauf heraus, daß diese
Verwandte gerade zu derselben Zeit von einem bissigen Hunde angefallen worden
war, und in ihrem Schrecken instinktiv bei mir Zuflucht gesucht hatte.

Auch scheint der Besitz eines materiellen Körpers bei dergleichen
Erscheinungen von wenig Bedeutung zu sein; denn der Astralmensch
eines Verstorbenen ist, auch nachdem er durch den Tod vom materiellen
Körper befreit ist, derselbe Mensch wie zuvor.

Ein Bauer, bei dem ich wohnte, starb und ich hatte seiner Tochter gegenüber
den Wunsch geäußert, für ihn einen Totenkranz zu kaufen, aber es wieder ver-

keine Ruhe. Die Phänomene steigerten sich trotz Anwesenheit von Zweiflern immer
mehr und mehr. Gegenstände wurden umgeworfen, Bilder schwankten an der Wand,
Donnerschläge wurden in der ganzen Wohnung gehört, Skeptiker wurden von unsichtbarer
Hand tüchtig durchgeprügelt, der Haushund war nicht mehr über die Türschwelle
unserer Wohnung zu bringen. Es war einfach zum toll werden und zum verzweifeln!
Endlich in der fünften Nacht gelang es durch eine unerschütterliche Willensanstrengung
(indem der Schreiber dieser Zeilen fort und fort sagte :ichwillmiteuchöeistern,
die ihr euch so benehmt, nichts zu tun haben) sich Ruhe zu verschaffen.
Zwei Monate später erfuhr ich, daß genau in diesen fünf Nächten in Wien eine mir
verwandte Person in hysterischen Krämpfen lag, und da die betreffende
Kranke mir sehr feindlich gesinnt war, ist die Erklärung naheliegend, daß diese Verwandte
die Ursache zu all dem Spuk war. Damit soll aber keineswegs gesagt sein,
daß alle Spukerscheinungen von lebenden Menschen ausgehen. Es lassen
sich zweifellos Spukerscheinungen anführen, wo jede animistische Erklärung versagt.
Aufgabe einer vorurteilslosen Forschung ist es nun, darüber Klarheit zu schaffen.

Der Schriftleiter.


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